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News / Stefan Kappacher: „Es ist selten, dass Dinge hinter unserem Rücken vorbereitet werden“
Stefan Kappacher (Foto: ORF)
15.07.2021   Vermischtes
Stefan Kappacher: „Es ist selten, dass Dinge hinter unserem Rücken vorbereitet werden“
Sieben Fragen an den Ö1-#doublecheck-Macher zur ORF-Generaldirektorenwahl.
Wien – Seit 2017 gestaltet Stefan Kappacher gemeinsam mit Nadja Hahn jeden ersten Freitag im Monat #doublecheck, das Medienmagazin von Ö1. Wie geht er mit der ORF-Generaldirektorenwahl um? Wie wird mit ihm umgegangen?, fragte Peter Plaikner für das Magazin Österreichs Journalist:in".
 
Wie unterscheidet sich denn die Berichterstattung zur ORF-Wahl von jener für die neuen Chefs bei OMV oder Öbag?
Stefan Kappacher: Vor allem in der Dichte. Denn es gibt nur wenig Sendeplatz für Medienberichterstattung. #doublecheck ist nur einmal im Monat. Wir sind ja quasi die Medienseite der Ö1-Journale. Es fällt uns ressourcenmäßig schwer, das dazwischen mit Podcasts zu überbrücken. Abgesehen davon gehen wir an uns aber auf die gleiche Weise heran wie an jeden anderen Konzern, der eine neue Geschäftsführung erhält. Auch weil wir die Aufgabe haben, die Öffentlichkeit über ihr Unternehmen – den ORF – zu informieren.
 
Ist das aus dem eigenen Haus heraus nicht überall problematisch?
Ich glaube, es ist bei uns einfacher als in einem privaten Medium, die üblichen Kriterien der Herangehensweise zu verwenden, wenn man über das eigene Haus berichtet.
 
Wie geht es Ihnen dann damit, dass es nun überall Interviews mit Generaldirektor Alexander Wrabetz gibt, nicht aber für #doublecheck?
Ja, ich habe mir auch gerade das „Bezirksblatt“-TV-Interview des Ex-Kollegen Paul Tesarek mit Alexander Wrabetz angeschaut und nehme es, wie es ist: Wir stehen nicht ganz oben auf der Liste seiner favorisierten Sendungen bzw. Medien, denen er Rede und Antwort stehen  will. Er verweigert sich zwar nicht, nimmt aber auch wenig Rücksicht auf unsere Terminzwänge …
 
Und wie gehen Sie damit um?
Er kennt die Sendung, hat sie als Idee möglich gemacht und ihre Realisierung zugelassen. Er weiß also, dass wir ihn kritisch fragen. Das kann für ihn vielleicht im eigenen Haus unangenehmer sein, als wenn er ein Interview für ein anderes Medium gibt.
 
Es gibt weniger journalistische Annäherungen im ORF-Wahlumfeld – von inhaltlich schwer erklärbarer bester Sendezeit für den Kanzler bis zu Frohbotschaften vom Generaldirektor.
Das fällt mir natürlich auch auf. Die „ZiB spezial“ mit Sebastian Kurz habe ich überhaupt nicht verstanden – wie auch viele andere im Haus. Aber vor allem die „ZiB 2“  und auch die Kollegen um 19.30 Uhr berichten sonst konsequent Dinge, die sehr unangenehm für die Kanzlerpartei sind.
 
Diese kritische interne Auseinandersetzung findet statt?
Ja. Wenn etwa Norbert Steger, der Ex-FP -Vizekanzler und aktuelle Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, nach Monaten der Funkstille nun urplötzlich aus der Versenkung auftaucht, dann ist das schon … spannend. Erst in „Hohes Haus“, dann mit O-Tönen in den „ZiB“ – auch wenn es in Zusammenhang mit dem Rücktritt von Norbert Hofer war.
 
Wie kontrovers müssen wir uns denn die ORF-internen Diskussionen in solch einem Fall vorstellen?
In unserer Redaktion streiten wir da schon heftig – wenn es so wäre. Es ist aber nicht oder nur sehr selten so, dass Dinge hinter unserem Rücken vorbereitet werden. So dass man aufstehen müsste und dagegen ankämpfen. Ich weiß auch von Fernsehkolleginnen, dass sie vehement sagen: „So nicht!“ Wenn an ihnen vorbeigeplant wird – was ja hin und wieder vorkommen soll.


Das ganze Interview finden Sie hier.
 
Zudem finden Sie in „Österreichs Journalist:in“ folgende Themen:
- Causa Fellner: Wie toxisch ist die Führungskultur bei Österreichs Medien?
- Handychats: „Medien werden ihrer Verantwortung nicht gerecht“, sagt Anwalt Manfred Ainedter.
- ORF-Neuwahl: Warum Stefan Kappacher gerne mal seinen eigenen Chef interviewen möchte.
- Homeoffice: Wie wir künftig arbeiten werden.
- Dr. Media: Warum ÖVP-Minister in ständiger Sorge vor einer Kanzler-Schelte leben.


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