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News / Was mit Fellner ausgemacht war
Fellner-Cover zu „50 Jahre Mediengeschichte“
07.10.2021   Vermischtes
Was mit Fellner ausgemacht war
Und wer „Österreich“ „zahlte und anschaffte“.
„Liebe Fellners, ausgemacht war: DO: BREXIT. Sa: Maschinensteuer. So: wirtschaftskompetenz und Standort, schuldenabbau und Einsatz von steuergeld. Erschienen ist jedoch – private Story von Schelling. Das ist eine echte Frechheit und nicht vertrauensbildend. Wir sind echt sauer!!!! Mega sauer“ (27.6.2016, 15:06 Uhr).

Der Schreiber dieser Zeilen ist Thomas Schmid und sein schlampiger Umgang mit der Groß- und Kleinschreibung dürfte derzeit sein geringstes Problem sein. Schmids Mobiltelefon ist für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft längst zur Fundgrube geworden, weit über Postenschacher und Ibiza hinaus. Es geht, wie wir inzwischen alle wissen, um die unrechtmäßige Verwendung von Steuergeld, um Sebastian Kurz ins Kanzleramt zu bringen. Um Korruption. Das ist zumindest der Verdacht und in diese Richtung wird ermittelt. Auch bei den Fellners, wo man gestern ebenso wie im Kanzleramt eine Hausdurchsuchung erlebte.
 
Die ersten fünf Seiten hat die „Kronen Zeitung“ heute der Story des Jahres gewidmet. „Razzia im Kanzleramt“ steht am Titel. Innen dann viele Schmid-Zitate: „Lieber Herr Fellner, mit ihrem Bruder einen Teil der Vereinbarung erledigt. Ich bin gespannt wie das Schelling Budget morgen bei euch berichtet wird. LG Thomas“ (26.4.2016, 12:24 Uhr). Oder Schmid an Blümel: „Bist du mit Österreich zufrieden? Helfen Sie dir in wien? Oder kann es besser werden – sag mir da Bescheid. Vor allem ob du einmal eine Umfrage brauchst. Wann kann ich dich morgen anrufen? LG t“. Oder Schmid an Frischmann: „So weit wie wir bin ich echt noch nie gegangen. Geniales investment. Und Fellner ist ein Kapitalist. Wer zahlt schafft an. Ich liebe das“ (1.8.2017, 8:12 Uhr).
 
Die „Salzburger Nachrichten“ erinnern in einem Beitrag heute an eine Aussage von Ex-Außenministerin Karin Kneissl im Ibiza-Untersuchungsausschuss. Dort sagte sie im Mai dieses Jahres, der Zweck von Regierungsinseraten sei es, „guten Willen“ in der Berichterstattung zu kaufen. Kneissl verglich das mit den Mafia-Methoden der 1930er-Jahre. Sie und andere sprechen von „Schutzgeld“, das Politiker an so manche Medien zahlen müssten, wollten sie nicht zerrissen werden. Auch der frühere Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat Ähnliches mit dem Boulevard erlebt, bestätigt er den „SN“. Sogar konkrete politische Forderungen seien in seiner Amtszeit von Herausgebern im Gegenzug für gute Berichterstattung an ihn herangetragen worden, etwa eine Verhinderung der Erbschaftssteuer. „Als klar war, dass ich mich nicht darauf einlasse, kamen die Meuchelfotos. Ich wurde systematisch attackiert“, sagt er heute.
 
„SN“-Chefredakteur Manfred Perterer ordnet das Geschehen in seinem Titelkommentar so ein: „Wenn das so war, wie die Ermittler vermuten, dann hätten die Handelnden ihren Branchen den größten Bärendienst aller Zeiten erwiesen. Der Politik, weil diese von noch mehr Leuten als bisher als komplett verrottet eingestuft wird. Den Medien, weil sie wieder einmal mit in diesen Topf der gegenseitigen Verluderung und Verhaberung geworfen werden. Und der Meinungsforschung. Motto: Glaube keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast.“
 
Der „Standard“ berichtete bereits gestern online ausführlich über „Mehrere Razzien: Kurz werden Untreue und Beihilfe zur Bestechlichkeit vorgeworfen“. Bis 23 Uhr hatte der Beitrag schon mehr als 10.600 Postings. Der Artikel wird online inzwischen laufend ergänzt. Besonders lesenswert ist die Randspalte mit den Zitaten der Beschuldigten, die heute auch in vielen Zeitungen abgedruckt wurden. Die „Standard“-Community hat sich inzwischen etwas beruhigt. Die vergangenen 12 Stunden ist die Anzahl der Postings nur mehr auf 11.345 angewachsen.
 
Alle Betroffenen weisen die Anschuldigungen zurück. Für sie gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Was schreibt eigentlich „Österreich“ heute? „Staatsanwälte gegen ÖVP“, „Justiz-Razzia im Kanzleramt“ steht am Titel. Und auf Seite 6 dann als Tagesthema: „Justiz-Krieg: Razzien bei der ÖVP“. In einem Kasten noch: „Behauptung, ÖSTERREICH hätte für Umfragen Inseratengelder erhalten, ist definitiv falsch“. Warum diese Zeile von der Redaktion in An- und Abführung gestellt wurde, ist nicht erklärt.
 
Links zum Thema:


ÖVP
„Der Standard“-Artikel
„Die Presse“-Artikel
„Kurier“-Artikel
Aussendung der Österreich-Mediengruppe