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News / Vorsicht, Sprachfalle! – Das Kreuz mit den Fragezeichen
Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.
21.10.2021   Ausbildung
Vorsicht, Sprachfalle! – Das Kreuz mit den Fragezeichen
Teil 12 von Stephan Töngi.
Salzburg – Dem Komplex indirekte Frage nähert man sich am besten, indem man sich die andere Variante vor Augen hält: die direkte Frage.
 
Beispiel für eine direkte Frage: „Steuert xy auf eine Spitzenkandidatur zu?“
 
In einer Zeitung war das einmal mit einer indirekten Frage wiedergegeben:
„Bleibt die Frage, ob xy auf eine Spitzenkandidatur zusteuert.“ Diese indirekte Frage 
wurde mit einem Fragezeichen abgeschlossen. Das darf sie aber nicht. 
 
Denkbar wäre auch die Konstruktion: „Bleibt die Frage: Steuert xy auf eine Spitzenkandidatur zu?“
Jetzt handelt es sich um eine direkte Frage, weshalb das Fragezeichen stehen muss. 
 
Noch zwei Beispiele: 
1. „Die Kinder würden ihre Eltern gewiss einmal fragen, was sie taten, als Donald Trump Minderjährige an Orten wie der berüchtigten Zeltstadt im Grenzort Tornillo internierte. Oder wer diese Mauer gebaut hat.“
Beide Sätze wurden vom Schreiber mit einem Fragezeichen angeliefert – aber zu Recht jeweils ohne gedruckt. Denn beide Male handelt es sich um eine indirekte Frage. 
 
2. Und an anderer Stelle hieß es:
„Die Frage ist aber, was aus solchen Tragödien zu lernen ist.“ Das Fragezeichen am Ende des Satzes schaffte es korrekterweise nicht in unser Blatt.  
 
Nächstes Mal dreht sich alles um das Adjektiv „gut“.
Vergangenes Mal stand die Schreibweise von zusammengesetzten Verben mit dem Adjektiv „schief“ im Mittelpunkt.

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.