Der "Österreichische Journalist*innen Club" ist immer wieder für Überraschungen gut, wie aus einem entrüsteten Brief an den Verein hervorgeht. Dr. Media zu brennenden Fragen der Branche.
Dr. Media: Wenn es einen Verein gibt, der von sich behauptet, die Interessen von Journalisten vertreten zu wollen, von dem sich aber kaum ein Journalist vertreten fühlt, kann es sich nur um den Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) handeln, der nunmehr Österreichischer Journalist*innen Club heißt, mit Oswald Klotz als Präsident, nachdem Fred Turnheim zurückgetreten war. Die Ende 2019 bekannt gewordenen Vorwürfe rund um die Abwicklung des „Prof. Claus Gatterer-Preises“ und das anschließende Gezerre darum, wer diese Auszeichnung nun vergeben darf, waren an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Obwohl, vielleicht schon. Denn der ÖJC ist immer wieder für Überraschungen gut, wie aus einem entrüsteten Brief an den Verein hervorgeht. „Wie soeben auch auf Ihren Anrufbeantworter gesprochen“, heißt es darin, „habe ich vor etlichen Jahren die Mitgliedschaft schriftlich gekündigt und darauf auch mehrfach in den letzten Jahren hingewiesen. Dennoch erhalte ich Jahr für Jahr weitere Zahlungsaufforderungen.“ Weder die Kündigung noch schriftliche Versuche der Kontaktaufnahme seien beantwortet worden. „Vor allem aber empfinde ich es als Dreistigkeit, es jedes Jahr wieder zu probieren. Ich verlange endlich eine schriftliche Bestätigung meiner vor mehr als sechs Jahren getätigten Kündigung sowie die sofortige Löschung aus Ihrem Mitgliedsverzeichnis.“
Dass ein Verein um jedes Mitglied kämpft wie eine Zeitung um jeden Abonnenten, ist ja irgendwie nachvollziehbar, aber mit solchen Mitteln? Ob die Kündigung nach diesem Schreiben geklappt hat, ist nicht überliefert. Wenn doch, sei allen, die nach Vertretung ihrer Interessen suchen, geraten, sich nicht gleich ins nächste Abenteuer zu stürzen. Denn gerade lädt ein weiterer „Journalisten Club“, nämlich der Wiener Journalisten Club (WJC), dazu ein, „sich unseren österreichischen oder/und internationalen Presseausweis zu bestellen. Mit Ihrem Ausweis erleichtern Sie sich die Akkreditierung bei Presseterminen. Ebenso haben Sie online Zugang zu unseren Clubvorteilen.“ Gegründet sei der Verein schon 1977 worden, „um alle haupt- und freiberuflichen Journalisten von Print- und elektronischen Medien sowie PR- und Online-Journalisten und auch alle übrigen Journalisten (Pressesprecher, Pressefotografen etc.) in der Ausübung ihrer Tätigkeit zu unterstützen“.
Schon beeindruckend, wie es diesem Verein gelingen konnte, in all den Jahren unter dem Radar zu bleiben und Journalisten zu unterstützen, ohne dabei aufzufallen. Aber das muss nicht unbedingt gegen die Qualität seiner Tätigkeit sprechen. Vielleicht lassen sich Interessen auf diese Weise sogar am besten vertreten. Ja, nach den Erfahrungen mit anderen Vereinen wird man genügsam.
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