Andrea Hodoschek vom „Kurier“ und vier ihrer Kollegen sprechen in einer „Journalst:in“-Umfrage über ihr Verhältnis zu Politikern und zur Politik.
Wien – Eine bestimmte Nähe zulassen, um zu wichtigen Informationen zu kommen, aber dennoch die nötige Distanz wahren, um nicht vereinnahmt und instrumentalisiert zu werden – eine tägliche Gratwanderung mit vielen Fallstricken.
Warum brauchen Journalistinnen und Journalisten die Nähe zu Politikerinnen und Politikern?
Andrea Hodoschek: Eine gewisse Nähe ist notwendig, um hinter die glattgebügelte Fassade bei Pressekonferenzen und öffentlichen Auftritten schauen zu können. Um tiefer diskutieren zu können, Vorgehensweisen besser zu verstehen und beurteilen zu können, rascher und exklusiver Informationen zu bekommen. Um der Redaktion mehr liefern zu können als allgemein verteilte, gezielte und schöngefärbte Infos von Pressesprechern. Gute Kontakte und ein großes Netzwerk sind für Journalisten wichtig.
Ulla Kramar-Schmid: Um zu wissen, -warum welche Entscheidungen gefallen sind, mit welchem Ziel, welche Überlegungen haben dazu geführt. Waren es sachliche Entscheidungen, strategische, machtpolitische? Nur mit dieser Kenntnis können politische Vorgänge richtig eingeordnet werden. Im Übrigen braucht es dazu nicht zwingend die Nähe zu Politikerinnen und Politikern, sondern zur Politik im Allgemeinen, das kann also auch das politische Umfeld sein.
Michael Nikbakhsh: Nähe wird vermutlich jeder und jede ein bisschen anders definieren. Ich kenne keinen Politiker, keine Politikerin gut genug, um je so etwas wie Nähe empfunden zu haben. Nähe heißt für mich Verbundenheit, Distanzlosigkeit, mithin Abhängigkeit. So kann man nicht vernünftig und unbeeinflusst arbeiten. Ich habe vor langer Zeit für mich entschieden, nirgendwo dazugehören zu wollen. Kein Club, kein Salon, keine Loge, kein „inner circle“, keine gemeinsamen Urlaube. Und siehe da, ich komme ganz gut zurecht. Also nein, es braucht diese Nähe nicht.
Fabian Schmid: Es braucht vor allem Vertrauen und das bedingt und produziert eine gewisse Nähe. Politikerinnen und Politiker müssen das Gefühl haben, dass sie in einem geschützten Rahmen sprechen und Informationen teilen können. Umgekehrt müssen Journalistinnen und Journalisten auch heikle Fragen stellen können. All das geht natürlich nicht so einfach, wenn Fremde miteinander agieren.
Anna Thalhammer: Gegenfrage: Wie will man ohne gute Kontakte sonst erfahren, was in Parteien los ist? Eine vertrauliche Gesprächsbasis ist Gold wert, und die fällt nicht vom Himmel. Da muss man sich schon mit den Personen auch intensiv auseinandersetzen. Gute Journalisten leben von Netzwerken und pflegen diese. Da gehören auch ungezwungene Gespräche oder manchmal scherzhafte Nachrichten dazu.
– Wie und wo sind dennoch die Grenzen zu setzen?
– Hat sich das Verhältnis zwischen Journalisten und Politikern Ihrer Meinung nach in den vergangenen Jahren verändert? Durch die Digitalisierung etwa? Durch soziale Medien? Durch ein anderes politisches Klima? Durch andere Arbeitsbedingungen für Journalisten?
– Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie die Kontrolle über Nähe und Distanz verloren haben und die Notbremse ziehen mussten?
– In Wien laufen sich ja Journalisten und Politiker regelmäßig über den Weg und ganz schnell ist man per Du. Wie gehen Sie damit um?
– Wie lautet Ihr wichtigster Ratschlag an eine junge Journalistin bzw. einen jungen Journalisten, die oder der Investigativjournalismus betreiben will?
Die Antworten finden Sie
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