"Falter": Die Ironie ist nur vorgetäuscht
"Best of Böse 2021" - der Feind bleibt auch im Privaten ein Feind. Die Frau, die nie öffentlich war, hat Pech gehabt. Eine Einordnung von Hubert Patterer, Chefredakteur "Kleine Zeitung".
Der „Falter“ ist eine gut gemachte Lagerzeitung. Sie richtet sich an einen ideologisch
vorsortieren Leserkreis. Man weiß, wer Freund ist und wer Feind. Dazwischen macht sich jeder verdächtig.
Krieger differenzieren nicht. In diesem Lagerdenken sind sich der „Falter“ und Sebastian Kurz wesensähnlich. Sie wollen immer wissen, wer wo hingehört. Ihr Weltbild ist manichäisch:
Da die Guten, dort die Bösen, folgerichtig heißt der Jahresrückblick Best of Böse.
Die Ironie ist nur vorgetäuscht. Als abgründig missratene Titelseite hat man ein Motiv aus der Kunstgeschichte gewählt, vielleicht hat man einfach „Familie“ gegoogelt, in Anspielung auf Gernot Blümels kalabrisches „Du bist Familie“ und hat geschaut, was kommt. Es kam die Heilige Familie und die Hirten. Daraus hat man die Familie Kurz gemacht, mit nacktem Baby und entblößter Brust der Mutter. Ein bissl Blasphemie, ein bissl Sexismus, ein bissl jakobinische Obsession. Die sagt: Der Feind bleibt auch im Privaten ein Feind. Die Frau, die nie öffentlich war, hat Pech gehabt. Warum musste sie sich auch den Feind zum Josef nehmen?
Hubert Patterer