647 Fälle wurden 2021 von der Selbstregulierungseinrichtung geprüft.
Wien - Der heimische Presserat war im vergangenen Jahr noch mehr gefordert als jemals zuvor. Es gab eine Rekordzahl an Fällen, nämlich 647, die es von Seiten der Selbstregulierungseinrichtung zu behandeln galt. Im Jahr zuvor waren es noch 418. Dies berichtete der Presserat bei der Präsentation von Jahresbericht und Fallstatistik.
Man führt die Zunahme der Beschwerden einerseits darauf zurück, dass wegen COVID19 mehr Beschwerden eingingen, aber auch darauf, dass die Bevölkerung dem Presserat zunehmende Anerkennung entgegenbringt.
In 31 Fällen wurden Verstöße gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse festgestellt, 2020 waren es 36. Am meisten medienethische Verstöße wurden bei der „Kronen Zeitung“ festgestellt, gefolgt von „Wochenblick“. Die meisten Ethikverstöße betrafen Persönlichkeitsverletzungen (beispielsweise die Veröffentlichung von Bildern des zusammengebrochenen Fußballers Christian Eriksen während der EURO 2020), einige auch das Gebot, Werbung von redaktionellen Inhalten abzugrenzen.
Kein Ethikverstoß war nach Meinung des Presserats die Veröffentlichung einer Karikatur mit dem Titel „geilzeit“ im Jahresrückblick „Best of Böse“ der Wochenzeitung „Falter“, in dem die Lebensgefährtin von Sebastian Kurz als Heilige Maria mit entblößter Brust dargestellt wurde. Auch die Veröffentlichung von politisch brisanten Chatnachrichten, in denen Spitzenpolitiker und Spitzenbeamte miteinander vertraulich kommunizierten, wurde vom Presserat nicht geahndet. Die Senate 1 und 2 argumentierten hier, dass der Inhalt der Chats politisch brisant sei. Deren Wiedergabe sei von demokratiepolitischer Bedeutung und somit von öffentlichem Interesse.
Der Tätigkeitsbericht 2021, in dem einige der oben genannten Fälle genauer beschrieben werden, sowie eine detaillierte Fallstatistik ist
hier zu finden. (tst)
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