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News / Klaus Knittelfelder: „Digitale Parteimedien unterschätzt“
Klaus Knittelfelder
14.07.2022   Vermischtes
Klaus Knittelfelder: „Digitale Parteimedien unterschätzt“
Der Journalist forschte dazu in Oxford. Er sieht Parteimedien in der Konkurrenz zu klassischen Medien im Vorteil.
Wien – Klaus Knittelfelder, Innenpolitik-Redakteur der „Presse“, forschte vergangenes Jahr in Oxford drei Monate lang zum Phänomen der parteinahen Medien. Er sieht Parteimedien in der Konkurrenz zu klassischen Medien im Vorteil, sagt er im Interview mit Köksal Baltaci für „Österreichs Journalist:in“.
 
Was würden Sie als die wichtigste Erkenntnis aus Ihren Recherchen und Studien bezeichnen?
Klaus Knittelfelder: Vermutlich ist es eine Kombination aus mehreren Dingen, deren Zusammenwirken ich davor nicht so richtig begriffen hatte. Das hat zuvorderst mit der kaum im Detail untersuchten Reichweite neuer alternativer, beziehungsweise parteiischer Medien zu tun, die ich dort unter anderem mit Social-Media-Monitoring- Tools untersucht habe. Es ist erstaunlich, wie diese neuen Wettbewerber etablierte Medienhäuser vor allem in sozialen Netzwerken – laut „Reuters Digital News Report“ ist das auch hierzulande mittlerweile eine wichtigere Nachrichtenquelle als der gesamte Printmarkt, Tendenz stark steigend – in sehr vielen Fällen hinter sich lassen. Es gibt zum Beispiel nur noch eine Handvoll großer Nachrichten angebote, die online eine größere Reichweite erzielen als der noch gar nicht lange existierende „Exxpress“, obwohl die etablierten Medien meist über ungleich größere Redaktionen verfügen. Außerdem ist es keine sehr gewagte Prognose, dass die mittlerweile marktübliche Tendenz zur Bezahlschranke die Reichweiten der etablierten Medien eher nicht steigen lässt.

 
Werden diese Medien und ihr Einfluss von den klassischen Medien wie etwa dem ORF, „Kurier“, „Presse“, „Standard“, „Krone“ und „Falter“ tendenziell unterschätzt und für nicht wirklich wichtig erachtet? Oder werden sie vielleicht sogar übersch.tzt, weil ihnen – insbesondere in sozialen Medien – vielleicht mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung beigemessen wird, als sie verdienen?
Wenn ich mir die Reichweiten ansehe, eher Ersteres. Es wäre wohl etwas borniert, das als etwas ganz anderes, das mit dem eigenen Tätigkeitsbereich nichts gemein hat, abzutun. „Exxpress“ hatte offenbar schon Monate mit rund zwei Millionen Unique Clients, „Zackzack“ verzeichnete zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2021 mehr als eine halbe Million Unique User, bei „Kontrast“ waren es 2021 im Schnitt 300.000. Zum Vergleich: Das renommierte „Profil“ verzeichnete laut Österreichische Webanalyse (ÖWA) im Oktober 2021 628.000 Unique Clients, bei „News“ waren es 610.000. Ich will mich nicht als Instanz aufspielen, die sagt, was echter Journalismus ist und was nicht. Darum ist es mir nie gegangen. Mir geht es darum: Das sind – teilweise trotz noch überschaubarer Ressourcen bereits ausgesprochen erfolgreiche – alternative Anbieter von Nachrichten, die laut Medienforschern in Oxford übrigens von sehr vielen Menschen gar nicht anders wahrgenommen werden als etablierte Medien. Sie geben sich, nehmen wir die Parteimedien aus den Parlamentsklubs als Beispiele, auf den ersten Blick ja auch nicht als solche zu erkennen.
 
Was es insbesondere für Personen, die sich nicht ausführlich mit Medien beschäftigen bzw. Medien nur gelegentlich nutzen, schwer macht, diese Websites von jenen klassischer Medien zu unterscheiden.
Die Chefredakteurin von „Kontrast“ hat mir einmal gesagt, dass sie sogar immer wieder sozialdemokratische Funktionäre getroffen hat, die nicht wussten, dass „Kontrast“ ein SPÖ-Medium ist. Zudem ist das, was sie anbieten, ja nicht nur in einer kleinen Nische gefragt: Ein Drittel will laut „Reuters Digital News Report“ Nachrichten, die ihrer Weltsicht entsprechen, bei Jungen ist dieser Wert tendenziell höher.
 
Das ganze Interview finden Sie hier.