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News / Redaktionsversammlung der „Wiener Zeitung“: Was 1703 begann, darf nicht 2023 enden
Die Redaktionsversammlung der WZ protestiert.
06.10.2022   Vermischtes
Redaktionsversammlung der „Wiener Zeitung“: Was 1703 begann, darf nicht 2023 enden
„Der Plan, die WZ auf ein Monatsmagazin zu schrumpfen, wäre ihr Tod auf Raten“, schreibt die Redaktionsversammlung.
Wien – Die „Wiener Zeitung“ ist die älteste – noch erscheinende – Tageszeitung der Welt. „Aber wie lange noch?“, fragt die  Redaktionsversammlung des Blattes. Vier Forderungen der Redaktion im Wortlaut:


1. Der Eigentümer muss für sein Eigentum Verantwortung übernehmen
Die „Wiener Zeitung” hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der besten Qualitätszeitungen des Landes entwickelt. Auch die Digitalisierung der „Wiener Zeitung” beginnt nicht mit 2022, wie die Vorhaben des Eigentümers andeuten. Als eine der ersten Zeitungen ging sie schon 1995 online. Die Redaktion begrüßt das Bekenntnis der Regierung zur digitalen Weiterentwicklung. Wir fordern aber auch das Bekenntnis der Republik zur unabhängigen Redaktion in vollem Umfang und zu deren qualitätsjournalistischem Auftrag. Es gibt Interessenten an der „Wiener Zeitung”, falls der Eigentümer nicht dazu bereit ist.

2. Die Geschäftsführung braucht verlegerische Kompetenzen
Die „Wiener Zeitung“ benötigt eine Geschäftsführung mit professioneller Erfahrung in Management eines Qualitätsmediums, Marketing und Vertrieb. In der Ausschreibung wurde aber keine dieser Qualifikationen verlangt. Die Kernaufgabe der Wiener Zeitung GmbH ist Qualitätsjournalismus. Heute ist die gedruckte Tageszeitung „Wiener Zeitung“ das Fundament für die Weiterentwicklung von digitalem Qualitätsjournalismus.

3. Qualitätsjournalismus braucht finanziellen Rückhalt
Die Redaktion der „Wiener Zeitung“ befürchtet einen massiven Personalabbau durch eine Abkehr von der gedruckten Tageszeitung. Ein qualitätsvolles Online-Medium ergänzt um eine Monatszeitung lässt sich nicht mit weniger Redakteurinnen und Redakteuren, als aktuell angestellt sind, produzieren. Das ist realitätsfremd. Für die „Wiener Zeitung“ und für jede einzelne Journalistin und jeden Journalisten zählt, dass die Zeitung zur demokratischen Willensbildung aller Bürgerinnen und Bürger sowie Menschen, die in diesem Land leben, beiträgt. Wir sind der Überzeugung, dass es nicht weniger, sondern mehr unabhängigen Qualitätsjournalismus braucht.

4. Eigentümer und Geschäftsführung müssen die Mitspracherechte der Redaktion achten
Das Redaktionsstatut der „Wiener Zeitung“ sichert die Unabhängigkeit der Redaktion. Anders als im Statut festgehalten, wurde die gewählte Vertretung der Redaktion bei den geplanten, gravierenden Veränderungen nie hinzugezogen. Das ist eine klare Missachtung des Statuts durch den Eigentümer und die Geschäftsführung. Wir fordern die Eigentümervertreter zu Verhandlungen über die Zukunft der "Wiener Zeitung" auf. Diesen muss künftig auch ein von der Redaktion ausgewählter Vertreter der Redaktion angehören.