Katia Wagner, Raphaela Scharf: „Nichts für schwache Nerven, sich mit Fellner anzulegen“
Seit drei Jahren läuft das Match Raphaela Scharf und Katia Wagner gegen Wolfgang Fellner. Die Frauen beschuldigen den Medien-Mann der sexuellen Belästigung. Die Causa mit 51 Gerichtsverfahren nähert sich ihrem Ende.
Wien – Die seit drei Jahren laufenden Verfahren wegen des Vorwurfs von ehemaligen Mitarbeiterinnen, Wolfgang Fellner hätte sie sexuell belästigt, haben ihm eine Niederlage nach der anderen vor Gericht eingebracht. Insgesamt waren im Match Frauen gegen Wolfgang Fellner laut Rechtsanwalt Michael Rami 51 Verfahren anhängig, der größte Teil waren Klagen nach dem Medienrecht. Antonia Gössinger hat Raphaela Scharf und Katia Wagner in der aktuellen Ausgabe von
„Österreichs Journalist:in“ gefragt, ob sie wieder klagen würden.
Frau Scharf, vor eineinhalb Jahren haben Sie gesagt, Ihre Auseinandersetzung mit Wolfgang Fellner ziehen Sie bis zum bitteren Ende durch. Wie geht es Ihnen jetzt?
Raphaela Scharf: Mir geht es sehr gut, weil diese Causa weitgehend abgeschlossen ist, die ich doch drei Jahre mit mir herumgeschleppt habe. Am Anfang war ich ganz alleine an der Front. Dann gab es zum Glück zwei Frauen, die sehr mutig waren und sich mir angeschlossen haben. Das bittere Ende für mich war, nachdem wir alles andere gewonnen hatten, die Entlassungsklage: da war die logische Lösung, auf einen Vergleich einzugehen. In die nächste Instanz zu gehen, hätte geheißen, wieder zwei Jahre warten. Das wollte ich nicht mehr. Man muss das große Ganze sehen, was ins Rollen gebracht wurde, diese MeToo-Debatte. Grundsätzlich kann man sagen: Wolfgang Fellner hat sich mit den falschen Frauen angelegt. Ich glaube, er hat mich unterschätzt und unterschätzt, was da alles daherkommt.
Frau Wagner, Sie haben sich an die Seite von Frau Scharf gestellt. Man hatte den Eindruck, Wolfgang Fellner ist dann heftiger gegen Sie vorgegangen.
Katia Wagner: Ja, der Eindruck ist richtig. Nach seiner ersten strafrechtlichen Verurteilung hat er verstärkt gegen mich geschossen, weil ich auch in der Öffentlichkeit stehe. Am Anfang hat er gedacht, er kann durch Täter-Opfer-Umkehr und Gegenschießen das Ganze abwürgen und mich als Zeugin für Raphaela einschüchtern. Doch da hat er sich verkalkuliert. Er hat gedacht, er kann es mit Macht lösen, mit Geld lösen, aber da ist er an die Falschen geraten.
Hat es einen Zeitpunkt gegeben, zu dem eine von Ihnen die Schritte in die Öffentlichkeit bereut hat?
Scharf: Nein, ich habe es nie bereut, auch wenn es ein harter Weg war. Ich würde es heute genauso wieder machen, weil sexuelle Belästiger niemals einfach so davonkommen dürfen. Man muss die Dinge aufzeigen und sich zusammenschließen. Nur so kann man etwas ändern.
Wagner: Definitiv nicht. Es war eine harte Zeit, als er eine Schmutzkübelkampagne gegen uns gefahren ist, wovon nachweislich nichts wahr war. Es ist nichts für schwache Nerven, sich mit Wolfgang Fellner anzulegen. Ich hatte lang genug mit ihm zu tun und konnte ihn deshalb einschätzen. Er hat wie im Bilderbuch eines Belästigers, aber auch eines Machtmenschen reagiert, sich als das arme Opfer dargestellt. Klassisch, wie aus jedem MeToo-Lehrbuch. Da ist man vorbereitet.
– Von Fellners Seite wird die Causa als Match „Kronen Zeitung“ gegen Oe24 dargestellt. Sind Sie beide das Mittel zum Zweck? Und welche Rückenstärkung haben Sie von der „Kronen Zeitung“?
– Hat sich abseits der Gerichtsverfahren irgendwann irgendjemand aus dem Fellner-Imperium oder der Fellner-Familie bei Ihnen gemeldet und gesagt, es tut uns leid?
– Durch diese Causa ist eine MeToo-Debatte in der Medienbranche entstanden, es war viel Solidarität da. Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht, etwa, dass Ihnen bedeutet wurde, die Sache könnte Ihrer weiteren Karriere schaden?
– Haben Sie Angst vor den Auswirkungender Causa auf Ihre Karriere?
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