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News / Wie Oona Kroisleitner Gegenwart und Zukunft der Branche einschätzt
Oona Kroisleitner (Foto: Mathias Cremer)​
17.11.2022   Leute
Wie Oona Kroisleitner Gegenwart und Zukunft der Branche einschätzt
„Österreichs Journalist:in“ ist 35: Gleichaltrige gratulieren. Dieses Mal die „Standard“-Redakteurin.
Salzburg/Wien - „Österreichs Journalist:in“ (damals: „Der Österreichische Journalist“) wurde vor 1987 ins Leben gerufen. Theresa Steininger hat junge Journalistinnen und Journalisten, die im gleichen Jahr geboren sind, um ihre Einschätzung der aktuellen Situation gebeten.
 
Oona Kroisleitner, „Der Standard“:
35 Jahre sind im Journalismus eine kleine Ewigkeit. Der stetige Wandel, den die Medienwelt seither durchlaufen hat, eröffnete der Branche zum einen neue Möglichkeiten, stellte sie aber zugleich vor enorme Herausforderungen. 1987 gab es noch nicht mal eine Idee von Facebook. Wer informiert sein wollte, hat Zeitung gelesen, FS1 geschaut oder Radio gehört. Heute ist die Zahl der sozialen Netzwerke kaum zu überschauen. Es gibt immer mehr Kanäle und Plattformen, immer mehr Meinungen – die Anforderungen an den Journalismus sind damit immens gestiegen. Hinzu kommen die multiplen Krisen unserer Zeit: Mit der Corona-Pandemie hat die Wissenschaftsfeindlichkeit immens zugenommen; der Krieg in der Ukraine und die sich nachziehende Teuerung führen zu einer weiteren Polarisierung. Vieles tarnt sich heute – besonders online – als Journalismus, was eigentlich Meinung, Kampagne oder Fake News ist.
 
Diese Herausforderungen zeigen aber auch, wofür es Qualitätsjournalismus mehr denn je braucht: Für tiefergehende, kritische und unabhängige Recherchen; um auf Probleme aufmerksam zu machen, Regierende und Machthabende zu hinterfragen und nachzubohren, auch wenn es unangenehm ist. Diese Art des Journalismus wird es auch in Zukunft in all seinen Formen, Kanälen und Nischen brauchen. Print wird bestehen bleiben; Podcasts werden nicht das Radio verdrängen. Doch während sich die Nachrichten online immer mehr beschleunigen, wird Print sich gleichzeitig weiter verlangsamen müssen: Von der einstigen reinen Berichterstattung hin zu hintergründigen, investigativen aber auch lebensnahen Texten. Storytelling wird eine immer größere Rolle spielen. Dabei werden wir uns vor allem die Frage stellen müssen, mit welchen Formaten wir junge Menschen ansprechen – und für Medien begeistern.
 
Alle Gratulanten finden Sie hier.


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