Die ORF-Sport-Moderatorin über Herausforderungen im Sportjournalismus und die Frage, ob überhaupt Rennen stattfinden.
Salzburg/Wien -
„Österreichs Journalist:in“ (damals: „Der Österreichische Journalist“) wurde 1987 ins Leben gerufen. Theresa Steininger hat junge Journalistinnen und Journalisten, die im gleichen Jahr geboren sind, um ihre Einschätzung der aktuellen Situation gebeten - und um Informationen zu ihrem Werdegang. Dieses Mal: Alina Zellhofer, ORF.
„Ich arbeite seit 2012 im Team der TV-Sportredaktion des ORF und bin dort vor allem in den Bereichen Fußball, Ski alpin, Snowboard und im aktuellen Kurzsport tätig. Auch bei Großereignissen wie den Olympischen Spielen oder zuletzt der Frauen Fußball-EM war ich mit dabei. Ich studierte in Wien „Journalismus und Medienmanagement“ und machte Praktika in der ORF TV-Sportredaktion. Nach Auslandsaufenthalten, unter anderem in Berlin, wo ich für den ZDF arbeitete, kam ich zum aktuellen Dienst im Landesstudio Linz bei Radio Oberösterreich, bevor es mit dem „Transfer” in die Sportredaktion nach Wien klappte. Im September 2018 präsentierte ich als erste Frau „Sport am Sonntag”, zudem wurde ich mehrfach als „Sportjournalistin des Jahres" geehrt und zwei Mal mit der „Kurier-Romy“ in der Kategorie „Sport“ ausgezeichnet.
Die Zukunft des Sportjournalismus hängt stark davon ab, wie sich die Sportrechtesituation entwickeln wird. Die Frage ist, wie es mit der Spirale der Preisgestaltung bei Sportrechten weitergeht. Wenn sie sich in eine Richtung entwickelt, die irgendwann für Öffentlich-Rechtliche nicht mehr erschwinglich sein wird - was ja jetzt schon zum Teil der Fall ist - ist die Frage, was man tut. Wenn das finanziell nicht mehr stemmbar ist, wird man in den Konflikt kommen, wie man das Informations-Bedürfnis und auch den Informations-Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders wahrnimmt. Es gibt aber aktuell schon kreative Ansätze, wie etwa die Rechte-Teilung mit anderen TV-Stationen (Beispiel ORF: Formel-1 oder Europa League). Von diesen Gegebenheiten wird also viel abhängen. Ich denke, die Problematik wird sich in den nächsten Jahren noch intensivieren. Davon abgesehen glaube ich, dass viele gesellschaftspolitische Themen in die Entwicklung der Sportberichterstattung hineinspielen wird – Stichwort Klimakrise. Zuletzt mussten einige Wintersportler schon in Übersee trainieren, auch hörten wir zuletzt, dass möglicherweise einzelne Bewerbe der nordischen Disziplinen nicht stattfinden werden, weil Austragungsorte aufgrund der Energiepreise abspringen. Das wurde zwar wieder dementiert, aber es zeigt, dass sich die große Frage stellt, wie es mit dem Wintersport generell weitergeht. So spiegeln sich viele Themen, die unseren Alltag dominieren, auch in der Sportberichterstattung wider. Niemand von uns kann abschätzen, was die Zukunft hier bringt. Vermutlich wird die Frage immer wieder sein: Gibt es Rennen? Haben wir Schnee? Müssen wir umsteigen? Der Auftakt der Skispringer-Saison wird dieses Jahr erstmals, weil er vorverlegt wurde, auf Matten stattfinden. Es gibt somit viele Faktoren, von denen die Entwicklung des Sportjournalismus abhängt. Gleichzeitig muss man sagen: Es haben auch zuletzt immer wieder Dinge stattgefunden, die sich vorher niemand vorgestellt hat, etwa Geister-Olympische Spiele aufgrund des Virus. Klar ist: Die Zukunft des Sportjournalismus wird einen Wandel bringen. Wir haben noch gar keine Vorstellung davon, was alles auf uns zukommt. Wir werden uns sehr adaptieren müssen und es wird viel Kreativität brauchen, um mit den Anforderungen umgehen zu können. Es wird jedenfalls alles andere als business as usual.
Eine Konstante, auf die wir uns aber verlassen können, ist, dass wir uns freuen dürfen auf die Weiterentwicklungen im Sport. Darauf, dass es neue Talente geben wird, aber auch darauf, dass manche Bereiche, wo es Aufholbedarf gab, nun stark da sind – Stichwort Frauenfußball. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Themen aus dem Sport, die bisher zu wenig vorkamen, nun auch gesellschaftspolitische Entwicklungen vorantreiben und positiv beeinflussen können.“
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