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News / Anna Thalhammer: „Unsere Leser sagen uns ganz klar, was sie von uns lesen wollen: Politik“
Anna Thalhammer (Foto: Tom Linecker)
02.03.2023   Vermischtes
Anna Thalhammer: „Unsere Leser sagen uns ganz klar, was sie von uns lesen wollen: Politik“
Die neue „Profil“-Chefredakteurin spricht über die größten Baustellen des Nachrichtenmagazins, Frauen in Führungspositionen und ihr „absolutes Lieblingsgerücht“.
Wien – Im „Journalist:in“-Interview mit ihrem ehemaligen Kollegen, Köksal Baltaci, spricht die neue Chefredakteurin des „Profils“, Anna Thalhammer,  über die größten Baustellen des Nachrichtenmagazins, Frauen in Führungspositionen und über ihr „absolutes Lieblingsgerücht“. Ein Auszug: 
 
So manche betrachten die auf dich zukommenden Aufgaben aber auch als Himmelfahrtskommando, weil die Zukunft des „Profils“ in seiner jetzigen Form ungewiss ist. Warum tust du dir das an? Warum gehst du also in vergleichsweise jungen Jahren ein so hohes Risiko ein?
Anna Thalhammer: Witzig, dass du mein Alter ansprichst. Ich bin 37 Jahre alt und damit genauso alt wie mein Vorgänger Christian Rainer, als er Chefredakteur wurde. Damit ist zu meinem Alter alles gesagt, denke ich. Zur Zukunft des „Profil“: Ich habe diese Aufgabe angenommen, weil ich fest daran glaube, dass sich der Kampf um authentischen und unaufgeregten, aber genauso scharfsinnigen und geistreichen Journalismus lohnt. Das Vertrauen in die heimischen Medien ist am Boden, nicht zuletzt auch, weil manche Medien die Dauererregung zum Programm gemacht haben. Das ist nicht unser Zugang. Auch demokratie- und gesellschaftspolitisch gesehen ist das „Profil“ unverzichtbar. Es muss – auch abseits der nächsten und übernächsten Chats und Leaks – auch eine Plattform für Tiefgründigeres geben. Gesellschaftspolitische Debatten in diesem Land brauchen auch ein Forum. Die Eigentümer sind bereit, noch einmal Geld in die Hand zu nehmen, um das „Profil“ auf diesem Weg auch wirtschaftlich zu begleiten. Das Magazin hatte in den vergangenen Jahren mit Verkauf, Umsiedlung und Umstrukturierungen eine schwierige Zeit. Da ist einiges nicht optimal gelaufen, die Geschäftsführung hat hier eine wirklich schwierige Aufgabe vor sich. Mein Job ist es, gemeinsam mit meinem Team redaktionell die besten Geschichten zu liefern, damit sich das Produkt auch gut verkaufen lässt.
 

 
Was sind deiner Meinung nach die größten Baustellen des „Profils“?
Ich rede jetzt einmal nur über meine Baustellen und nicht über die Herausforderungen der Geschäftsführung. Inhaltlich: Die Wirtschaftsberichterstattung muss auf und ausgebaut werden. Wenn wir wollen, dass uns die Entscheidungsträger dieses Landes wieder lesen und ernst nehmen, muss man das intensiver betreiben. Wir haben Marina Delcheva von der „Wiener Zeitung“ geholt, die dort die Wirtschaft geleitet hat. Sie wird das Ressort ab April neu strukturieren. „Profil“ als Ganzes braucht  aus meiner Sicht auch inhaltlich eine deutlichere Silhouette – das Überleben von General- Interest-Produkten ist auf der ganzen Welt schwieriger geworden. Unsere Leser sagen uns allerdings eigentlich ganz klar, was sie von uns lesen wollen: Politik. Da unser ganzes Leben zunehmend von politischen Entscheidungen abhängt, wird die Berichterstattung aller Ressorts darauf mehr referenzieren und die politische und gesellschaftspolitische Relevanz von Themen deutlich mehr herausarbeiten.
 

 
Du hast jetzt die Möglichkeit, eine Frage mit einem einfachen Ja zu beantworten: Kannst du ausschließen, auch dann Chefredakteurin des „Profils“ zu bleiben, wenn es wöchentlich als Beilage des „Kuriers“ erscheint?
Ah, du versuchst dich als Armin Wolf? Aber zu deiner Frage: Das ist mein absolutes Lieblingsgerücht, weil es so skurril ist. Ich kann dir erst mal ganz logisch erklären, warum das sowieso nicht stattfindet und auch überhaupt keinen Sinn macht. Die Auflage von „Kurier“ ist ein x-Faches von der des „Profil“. Würde man Letzteres beilegen wollen, müsste man die Auflage angleichen. Die Produktionskosten würden massiv in die Höhe schnellen. Für das ohnehin teure Papier, den Druck, den Vertrieb. Wie sollte man das dann finanzieren? Für den „Kurier“ samt Beilage am Wochenende plötzlich etwa 10 Euro verlangen? Wie gesagt: Unser Eigentümer ist eine Bank und dort kann man rechnen. Dieses Gerücht hält der Realität nicht stand. Sorry.
 
Was du da sagst, gilt für die jetzige Aufmachung und den Umfang des „Profils“. In einer massiv abgespeckten Version kommen die Rechenkünstler eures Eigentümers vielleicht doch zum Ergebnis, dass das ein gangbarer Weg ist.
Ich sehe, du bist in das Gerücht verliebt.
 
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