Der neue Chefredakteur Florian Asamer erklärt, wie er die Tageszeitung leiten und ausrichten wird.
Wien – 81 Tage hat es gedauert, bis die Styria Florian Asamer offiziell zu dem gemacht hat, was er interimistisch in dieser Zeit schon war: Chefredakteur der „Presse“. Er wird weiterhin mehr intern agieren als extern flanieren, erklärt er im
„Journalist:in“-Interview mit Peter Plaikner.
Sie haben sich bisher in Ihrer Rolle stark auf das Interne konzentriert. Wollen Sie das so beibehalten?
Florian Asamer: Redaktionen sind heute oft noch so organisiert, als sechsmal pro Woche eine Tageszeitung erschienen ist. Da war es noch wesentlich leichter für eine Person alleine, das zu überblicken und zu verantworten. Heute haben wir neben der Tageszeitung mit „Die Presse am Sonntag“ eine Wochenzeitung, ein 24/7 digitales Premiumprodukt und einen täglichen Podcast. Das im Sinne von Qualitätskontrolle zu überblicken, ist für eine Person zunehmend schwierig. Deshalb ist ja schon die Arbeitsteilung zwischen Rainer Nowak und mir nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern hat sich als Notwendigkeit herausgestellt.
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Zum Bewegtbild: Muss künftig jeder „Presse“-Redakteur fähig sein, auch hinter und vor der Kamera aufzutreten?
Ich glaube, das ist nach innen ein sehr attraktives Angebot, weil es die Möglichkeit bietet, diese Form von Journalismus quasi on the job zu lernen. Aber so wie es schon bei Printformen unrealistisch ist, dass jeder gleich gerne einen Kommentar oder eine Reportage schreiben will, wird es auch beim Bewegtbild solche geben, die sich mehr dafür interessieren – und andere weniger. Für uns als Marke ist es ein wichtiger Schritt hin zu einer Zielgruppe, die wir derzeit nicht erreichen können, weil wir es noch nicht anbieten.
Es wird also keinen Zwang dazu geben. Und wer das nicht will, kann weiterhin stark textbasiert arbeiten?
Die Stärke der „Presse“ ist ja ihre enorme Bandbreite. Wir haben am Sonntag ein Magazin in Zeitungsform und von Montag bis Samstag eine Tageszeitung, die sich Richtung Wochenende aber noch einmal etwas differenziert. Im Premiumprodukt kann man online mit ganz vielen journalistischen Formen arbeiten – vom Ticker über die Meldung bis zum Longread. Dort erreichen auch Kommentare wie die Morgenglosse sehr viel Leser. Dazu kommen jetzt noch Podcast und Bewegtbild. Insofern sehe ich nach innen keinen Zwang, sondern noch mehr Möglichkeiten, sich journalistisch zu entfalten.
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Welche Worte würden Sie denn zur kürzestmöglichen Beschreibung der Blattlinie wählen?
Das, was im Redaktionsstatut verankert ist: eine bürgerlich-liberale Ausrichtung. Alles, was im Statut steht, ist seit 1974 gültig. Diese Ausrichtung nimmt auch keine andere Tageszeitung Österreichs in Anspruch.
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Sind Sie zufrieden damit, nur Chefredakteur und nicht auch Herausgeber und Geschäftsführer zu sein?
„Nur“ fällt mir angesichts der Aufgaben des Chefredakteurs der „Presse“ nicht ein. Mit der Funktionstrennung kann ich sehr gut leben. Zu Styria-Vorstand und „Presse“-CEO Herwig Langanger gibt es seit vielen Jahren ein enges Vertrauensverhältnis.
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