Matthias Krapf und Marco Witting übernehmen am 1. April die Chefredaktion der „Tiroler Tageszeitung“. Was sich damit in der TT ändern soll.
Innsbruck – Matthias Krapf und Marco Witting lösen am 1. April Mario Zenhäusern und Alois Vahrner als Chefredakteure der „Tiroler Tageszeitung“ ab. Die TT betont damit ihren Kern, das Lokale, und ihre Zukunft, das Digitale, erfuhr Peter Plaikner im
Interview für die aktuelle „Journalist:in“.
Dass der Lokalchef als Leiter des größten Ressorts zum Chefredakteur der „Tiroler Tageszeitung“ (TT) wird, kann wenig überraschen. Dass der nicht aus der TT-Redaktion stammende Head of Digital der Moser Holding in eine solche Position kommt, hingegen schon. Wie kam das?
Matthias Krapf: Die Verbindung zur TT ist seit Jahren immer intensiver geworden – zum Beispiel bei der Entwicklung von Paid Content, Newslettern und unserem Video-Talkformat „Tirol live“. Mein Part war dabei immer die Produktseite. Aber meine Default-Einstellung ist Journalist. Ich habe mich bloß in Richtung Technologie und Verlagsmanagement entwickelt. Nun ist der Schritt in den Newsroom zwar groß, fühlt sich für mich aber viel natürlicher an, als er von außen wirkt.
Vom Digitalen zum Lokalen: Welchen Stellenwert hat dieses Herzstück aller Regionalzeitungen heute für die TT?
Marco Witting: Es ist das Rückgrat der Redaktion. Das hat sich in der Pandemiephase auch gezeigt, als Lokalredakteure für die Innen- und Außenpolitik eingesetzt wurden, wenn dort Not am Mann war. Sie können aber natürlich auch Geschichten aus dem kleinsten Ort liefern. Der Stellenwert des Ressorts wird intern manchmal unterschätzt – aber nicht von außen. Die Berichterstattung aus und über Tirol ist das zentrale Element für unsere Leserinnen und Leser.
Dafür haben Sie in jedem Bezirk eine eigene Redaktion, aber nicht mehr – wie früher – eigene Mutationen für jeden Bezirk. Funktioniert das gleich gut – mit der Printausgabe?
Witting: Das ist 2020 aus der Coronakrise heraus entstanden, weil plötzlich nirgends mehr etwas los war. Wir haben insgesamt aber mittlerweile nicht weniger Geschichten im Blatt. Im Gegenteil: Wenn ich die Gemeinderats- oder Landtagswahl als Beispiel nehme, war das insgesamt mehr denn je.
Krapf: Auch aufgrund des digitalen Contents. Print und Digital sind ja nicht zwei Welten, sondern eine. Der Tag beginnt mit der Papierzeitung beim Frühstück, aber untertags versorgen sich auch viele Printleser online.
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Nun sind Sie beide auch Geschäftsführer der Redaktions-GmbH. Von dieser wirtschaftlichen Seite betrachtet: Alle machen Bewegtbild, alle machen Podcasts, doch wie verdient man Geld damit?
Krapf: Das ist nicht einfach. Ich kenne auch keine berühmten Beispiele aus dem Verlagsbereich, die diese Inhalte schon nachhaltig monetarisieren. Man kann von der „Zeit“ zum Beispiel gut lernen, wie man Podcasts ganz großartig umsetzt. Doch was das für die Erlösseite bringt? Diese Frage würde ich schon stellen. Und auch beim Bewegtbild ist zumindest mir kein Projekt bekannt – ausgenommen Sportübertragungen in norwegischen Verlagsmedien vielleicht –, von dem man sagen kann: Die machen damit jetzt schon richtig Kohle.
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