Der „Heute“-Chefredakteur reagiert auf die Hausdurchsuchungen in der „Heute“-Geschäftsführung.
„Eine überschießende Gewährung von Inseraten, entkoppelt von der Notwendigkeit. Die Herbeiführung von Änderungen im Privatstiftungsrecht im Sinne einer Gruppe Vermögender, zu denen auch die Heute-Herausgeberin gehört.“ Und: „Mit alldem verknüpfte Versprechungen einer wohlwollenden Berichterstattung, die vor allem den Aufstieg von Sebastian Kurz begleiten und sein Weiterkommen fördern wollte.“ So beschreibt „Heute“-Chefredakteur Christian Nusser die zuletzt laut gewordenen Vorwürfe, auch gegen seine Herausgeberin Eva Dichand.
Nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen in den Räumen der „Heute“-Geschäftsführung durchgeführt hatte,
äußerte sich nun Chefredakteur Christian Nusser.
Er habe sich, so Nusser, den 104 Seiten der „Anordnung der Durchsuchung und der Sicherstellung“, in denen es oft um „wohlwollende Berichterstattung“ geht, „genähert wie als Kind früher den versteckten Ostergeschenken. Sie üben in der Entdeckung eine magische Anziehungskraft aus, gleichzeitig trugen sie die Gefahr der Enttäuschung in sich.“ Und weiter: „Es wird darin, ohne Zweifel, ein übles Sittenbild gemalt, die Farben könnten nicht greller sein. Einiges hat mich auch verstört, das gebe ich unumwunden zu. Das Gemälde wird nicht mehr weggehen aus unserem Haus, ich bin kein Träumer. Es wird blasser werden, aber abhängen wird es in diesem Leben keiner mehr.“
Er selbst „wusste nichts von der Vereinbarung, von den Gesprächen in den Hinterzimmern, um die es geht, ihre Ergebnisse, vermeintlich oder tatsächlich, wurden auch zu keiner Zeit an mich herangetragen. Die Mauer zwischen Redaktion und Management hat offenbar gehalten und sie tut es bis heute.“
Und er gibt Einblick in die Zusammenarbeit mit Eva Dichand: „Die Vorstellung, dass Eva Dichand mir anschafft, welchen Politiker ich wie zu behandeln habe, ist lebensfremd. Sie hat noch nie ein Cover vor Drucklegung gesehen, sie hat noch nie einen Zeitungsartikel vor Erscheinen gelesen, ich kann mich nicht einmal erinnern, jemals vorab mit ihr über einen Artikel gesprochen zu haben. Zwischen uns gibt es oft wochenlang, manchmal sogar über mehrere Monate, keinerlei Kontakt“ und dies: „nicht, weil wir uns gefetzt haben, sondern weil es nichts zu bereden gibt.“
Es fallen auch so Zitate wie „Österreich und Inserate, das ist eine Parallelwelt. In dieser Parallelwelt leben viele Heuchler, die sich mit öffentlichem Geld die Hosentaschen vollstopfen.“
Und Nusser schließt mit „Es handelt sich um ein gesamtheitliches Problem, das nicht lösbar ist, wenn jeder sich selbst als Opfer inszeniert und die anderen ruchlos nennt. So war es auch diesmal.“
In der Zwischenzeit hat auch der Redaktionsbeirat der „Kronen Zeitung“ sich bemüßigt gefühlt, sich in einem Brief zu Wort zu melden. Darin spricht das Gremium Christian Dichand das Vertrauen aus und verwehrt sich gegen Vorwürfe der politischen Einflussnahme. „Wir wehren uns ausdrücklich gegen diese Anschuldigungen und die Vorwürfe der politischen Einflussnahme auf die 'Kronen Zeitung'. Die Redakteurinnen und Redakteure der ,Kronen Zeitung‘ nehmen ihre Arbeit nach den Grundsätzen der journalistischen Freiheit und Ethik stets wahr“, heißt es darin. „Unsere obersten Prämissen Mut, Haltung und Unabhängigkeit sahen und sehen wir immer als gewährleistet und es gab nie eine wie immer geartete Intervention.“
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