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News / Gespaltene Haltung zur Digitalisierung und sinkende Zufriedenheit unter Journalistinnen und Journalisten
Für Leisure dabei: Alexander Khaelss-Khaelssberg (Foto: Christian Jobst)
27.04.2023   News
Gespaltene Haltung zur Digitalisierung und sinkende Zufriedenheit unter Journalistinnen und Journalisten
Dies ergab eine Umfrage von Marketagent und Leisure Communications.
Wien - Das öffentliche Image des Journalisten wird von mehr als der Hälfte der Journalisten als „weniger gut bis schlecht“ eingestuft. Drei Viertel der Befragten meinen, dass der Stellenwert klassischer Medienmarken im täglichen Informationsverhalten der Menschen gesunken ist. Und nur 37 Prozent halten das eigene Medienunternehmen für gut oder sehr gut für die digitale Zukunft gewappnet. Zudem sind 92 Prozent der Überzeugung, dass die zunehmende Digitalisierung der Verbreitung von Fake News Tür und Tor öffnet: Dies sind einige Ergebnisse des Journalisten-Barometers, das alljährlich von Marketagent und Leisure Communications erhoben wird, so auch vor Kurzem. Dafür wurden mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt.
 
Einige Ergebnisse im Detail: 
 
Das öffentliche Image des eigenen Berufsstands wird von mehr als der Hälfte der Journalisten (58 Prozent) als weniger gut bis schlecht eingestuft. 20 Prozent meinen, dass ihr eigener Job ein gutes oder sehr gutes Image hätte – besonders positiv fällt der Blick auf die eigene Zunft in Deutschland aus, wo sich ein Viertel eine wohlwollende öffentliche Wahrnehmung attestiert. Attestierten sich selbst im Jahr 2004 noch 31,6 Prozent der Journalisten ein gutes oder sehr gutes Image, sind es 2023 nur mehr 19,8 Prozent.
Drei Viertel meinen, dass der Stellenwert klassischer und etablierter Medienmarken im täglichen Informationsverhalten der Menschen in letzter Zeit gesunken ist.  Künftig an Bedeutung verlieren werden vor allem gedruckte Tageszeitungen (83 Prozent) und Magazine (67 Prozent) sowie Wochenendzeitungen (57 Prozent). Etwas weniger dramatisch werden die Perspektiven für TV (42 Prozent) und Radio (26 Prozent) eingeschätzt. An Bedeutung gewinnen werden vor allem Podcasts und soziale Medien (jeweils 70 Prozent), Online-Video (69 Prozent) und ePaper-Ausgaben der Tageszeitungen (60 Prozent).  71 Prozent stimmen der Aussage zu, dass in den vergangenen Jahren Marketing und PR (aus ökonomischen Gründen) immer häufiger ohne entsprechende Kennzeichnung als Advertorial, Anzeige oder Werbung journalistisch verarbeitet werden. Nur elf Prozent der Journalisten widersprechen dieser Aussage. Knapp die Hälfte hat diese Erfahrung bereits in der eigenen Redaktion gesammelt. Drei Viertel der Journalisten sind mit der Art ihrer Tätigkeit zufrieden und 72 Prozent begrüßen die inhaltliche Vielfalt in ihrem Ressort. 69 Prozent äußern sich positiv über das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit mit Kollegen. 61 Prozent schätzen ihre Unabhängigkeit. Wenig glücklich zeigt man sich in den Redaktionen mit der Bezahlung. Nur mehr 40 Prozent sind mit ihrem Salär zufrieden. Seit Beginn des Journalisten-Barometers im Jahr 2004 hat dieser Wert um 11,9 Prozentpunkte abgenommen. Knapp die Hälfte arbeitet in der Woche 41 bis 60 Stunden und immerhin ein Viertel 31 bis 40 Stunden. Etwa ein Drittel würde die Arbeitszeit gerne reduzieren. Der rasanten Transformation von Medienmarken in den digitalen Raum stehen die befragten Journalisten zweigespalten gegenüber. 92 Prozent sind der Überzeugung, dass die zunehmende Digitalisierung der Verbreitung von Fake News Tür und Tor öffnet. 86 Prozent erkennen darin die Möglichkeit, mehr Menschen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Genau darin birgt sich für 84 Prozent jedoch auch eine Gefahr: Um den Zugang zu einer breiten Zielgruppe zu erhalten, braucht es weder journalistische Qualifikation noch etablierte Medienmarke. Acht von zehn Journalisten verspüren durch die digitale Transformation einen steigenden Konkurrenzdruck innerhalb der Branche und drei Viertel der befragten Journalisten meinen, dass Geschwindigkeit bedeutsamer als Qualität wird. 73 Prozent nehmen in digitalen Angeboten neue und interessante Arbeitsfelder wahr, während zwei Drittel darin eine Bereicherung der Medienlandschaft sehen. Das eigene Medienunternehmen halten 37 Prozent gut oder sehr gut für die digitale Zukunft gewappnet, während 28 Prozent ihre Firma für eher oder sehr schlecht auf die digitale Transformation vorbereitet sehen.
 
Das Journalisten-Barometer wird seit 2004 von Marketagent erhoben. Für die aktuelle Studie wurden 404 Journalisten in Deutschland (51 Prozent), Österreich (33 Prozent) und der Schweiz (16 Prozent) mittels Computer Assisted Web Interview (CAWI) befragt. Der Befragungszeitraum erstreckte sich von 31. Jänner bis 27. Februar 2023. 60 Prozent der Respondenten sind männlich, 46 Prozent arbeiten für General-Interest-Medien, 45 für Special-Interest-Medien und zwei Prozent für Nachrichtenagenturen. Nach Mediengattung gelistet, teilt sich das Sample in 72 Prozent Print, 46 Prozent Digital, jeweils neun Prozent TV und Radio.
 
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