Die Preise wurden im ORF-Zentrum überreicht. Auch wie man Christoph Dichand kaufen kann, erfuhren die rund 400 Medienvertreter bei der Feier.
Wien – „Klug, cool und besonnen und auch mutig, bescheiden und kollegial“ nannte Laudator Karim El-Gawhary den „Journalisten des Jahres 2022“, Paul Krisai vom ORF. Dieser solle ein gutes Beispiel für die Branche sein, jungen Kollegen eine Chance zu geben, so El-Gawhary. Krisai, 28-jähriger ORF-Korrespondent in Moskau, bekam am Mittwoch Abend im ORF-Zentrum die Auszeichnung für den „Journalisten des Jahres“ überreicht. Krisai sprach in seiner Dankesrede über die Zensurbedingungen, unter denen er derzeit arbeitet, „drakonische Gesetze, die dazu führen, dass alle in einem Klima der Angst, der Willkür und der Einschüchterung leben“.
Bei der Verleihung kamen generell einige Themen, die die Branche aktuell bestimmen, zur Sprache: ob nun die geplante Einstellung der „Wiener Zeitung“, die Jobsituation für Journalisten und Journalistinnen oder die Vorkommnisse bei der „Kronen Zeitung“.
„Natürlich kann man uns kaufen, an der Trafik oder im Abo. Nicht kaufen kann man die Redaktion“, mit diesen Worten startete Christoph Dichand seine Laudatio, in der er über „Krone“-Geschäftsführer Gerhard Valeskini als „Medienmanager des Jahres“ sprach. Und er fuhr fort: „Oben an der Spitze ist die Luft halt dünn. Aber genau dort fühlen wir uns wohl und dort werden wir auch bleiben, allen Gewalten und allen Chat-Protokollen zum Trotz.“ An Valeskini hob er vor allem die „nötige Bodenhaftung, Mut, Haltung und Unabhängigkeit“ hervor. Der „Medienmanager des Jahres“ gab das Lob an die Redaktion weiter, denn: „Ein Medienmanager ohne Redaktion ist mittellos“, so Valeskini.
Auf die „Wiener Zeitung“ verwies Lebenswerk-Preisträger Jo Kunz, der das geplante Ende der Tageszeitung einen „medienpolitischen Schildbürgerstreich“ und eine „Schande“ nannte. Er sprach über die „hoffentlich nur vorübergehende Einstellung: Das Gesetz muss unter der nächsten Bundesregierung revidiert werden, im Interesse der österreichischen Medienlandschaft, Kultur und Demokratie.“ In seiner Rede forderte Kunz auch „einen starken ORF“ und genügend „Qualitätszeitungen, von denen wir ohnehin nicht viele haben“. Just den Redakteurinnen und Redakteuren der „Wiener Zeitung“ widmete auch die „Wirtschaftsjournalistin des Jahres“ ihren Preis: Renate Grabner vom „Standard“, die gemeinsam mit Michael Nikbakhsh und Dieter Bornemann ausgezeichnet wurde.
Als „Redaktion des Jahres“ wurde einmal mehr der ORF ausgezeichnet. Generalintendant Roland Weißmann nannte dies bei der Verleihung eine „schöne Tradition, an die ich mich gewöhnen könnte.“ Abseits der Preise mahnte er die Branchenvertreter „wieder stärker aufeinander zuzugehen. Der ORF bekennt sich stärker denn je zur Kooperation“, so Weißmann.
Alle drei Stockerlplätze konnte der ORF in der Kategorie Außenpolitik für sich behaupten, die Preise gingen an Christian Wehrschütz, Paul Krisai und Miriam Beller. Den Preis in der Kategorie Chronik holten sich Lisa Gadenstätter und Bernt Koschuh vom ORF sowie Yvonne Widler vom „Kurier“ ab. Aus der Redaktion des ORF stammt auch Alina Zellhofer, die sich vor Fritz Neumann vom „Standard“ und Michael Schuen von der „Kleine Zeitung“ an die Spitze der Kategorie Sport setzte. In der Kategorie „Investigativ“ holte sich Ulla Kramar-Schmid vom ORF ihre Statuette ab, ebenso Jakob Winter vom „Profil“. Auf Platz zwei wurde hier Fabian Schmid vom „Standard“ gereiht.
In der Kategorie, in der es „wohl am leichtesten zu gewinnen war, weil manche nicht angetreten waren und andere auf der Zielgerade eingefädelt hatten“, wie der wie stets launig durch den Abend führende Moderator Michael Lang von der APA sie nannte, jene für die beste Chefredaktion, gewannen Johannes Bruckenberger, APA, Lou Lorenz-Dittlbacher, ORF, Christian Nusser, „Heute“, und Hubert Patterer, „Kleine Zeitung“. Die Kategorie Wissenschaft entschieden Köksal Baltaci, „Presse“, Günther Mayr, ORF, und Verena Mischitz, „Standard“ für sich. Der erste Platz in der Kategorie Medien ging an Harald Fidler vom „Standard“.
In der Kategorie Kultur wurden Peter Schneeberger vom ORF sowie Thomas Kramar und Anne-Catherine Simon von der „Presse“ gewürdigt. Aufgefallen waren Stefan Lenglinger vom ORF, Laurin Lorenz vom „Standard“ und Ambra Schuster, ORF. Die Kategorie Unterhaltung gewann Michael Pamesberger, „Kurier“, vor Peter Klein, ORF, und Guido Tartarotti, „Kurier“. Die besten Kolumnen schreibt einmal mehr Anneliese Rohrer, so die Aussage der Wahl, auch Elfriede Hammerl und Ingrid Brodnig erhielten Auszeichnungen dafür.
In der Kategorie Innenpolitik gewannen Eva Linsinger, „Profil“, Armin Wolf, ORF, und Andreas Koller, „Salzburger Nachrichten“. Barbara Gindl, Georg Hochmuth, Helmut Fohringer, alle APA, wurden in der Kategorie Foto geehrt. Einen Sonderpreis bekam Maria Rauch-Kallat für die Organisation des Journalistinnenkongresses.
Fotos der Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie
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