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Eike Kullmann
20.07.2023   Vermischtes
Eike Kullmann: „Die Situation für Qualitätsjournalismus ist eine existenzbedrohende“
Der oberste Journalistengewerkschafter sieht Jobs durch KI bedroht.
Wien – „Ich höre Manager schon sagen: ,Journalisten, die ich einspare, kann ich durch KI problemlos ersetzen und das ist noch viel günstiger‘“, sagt Journalistengewerkschafter 
Eike Kullmann im „Journalist:in“-Interview mit Antje Plaikner. 
 
Kündigungen, Abgänge, „Wiener Zeitung“-Ende: Wie sieht es in den Redaktionen aus?
Eike Kullmann: Die Situation für Qualitätsjournalismus ist eine existenzbedrohende. Die Gemengelage ist insgesamt eine schlechte und nun werden die Redaktionen ausgedünnt. Die schrumpfende Zahl in den Redaktionen muss wesentlich mehr leisten. Ein Printjournalist arbeitet auch online, macht Podcast, liefert vielleicht noch Video, moderiert TV und liefert Radiobeiträge. Der Output ist massiv gestiegen. Dann kommt noch hinzu, dass ausgedünnte Redaktionen zahlenstarken PR-Abteilungen der Institutionen gegenüberstehen. Das ist eine brisante Lage.
 
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Sie haben Unternehmen Zynismus vorgeworfen, weil sie Journalisten kündigen und dabei kollektivvertragliche Anpassungen anführten.
Das ist schon deshalb zynisch, weil ich davon ausgehe, dass ein Manager in seinem Einzeldienstvertrag sehr wohl eine entsprechende Inflationsabgeltung drinnen hat. Man kann von den Leuten nicht immer mehr erwarten, sie dafür aber nicht bezahlen wollen. Da darf ich mich auch nicht wundern, wenn Kolleginnen und Kollegen sagen: Da suche ich mir einen anderen Job.
 
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Welche Rolle spielt in diesem Gemenge KI?
Ich halte diese für sehr gefährlich und problematisch. Da höre ich Manager schon sagen: „Journalisten, die ich einspare, kann ich durch KI problemlos ersetzen und das ist noch viel günstiger.“ Das  ist eine große Herausforderung für den Journalismus, denn diese Anwendungen agieren fernab von Ethik und Wertesystem. Ich glaube, dass sie nicht in der Lage sind, die Wächterfunktion zu übernehmen, die Journalisten nicht nur derzeit, sondern auch in Zukunft innehaben.
 
Zum ganzen Interview und warum jedes Jahr 2 Prozent Journalisten den Beruf verlassen.