Englisch oder doch Denglisch: Peter Littger zeigt in der „Journalist:in“, wo the devil in the detail lies.
Salzburg – Peter Littger ist sprachbesessener Autor und Buchautor („Hello in the round! Der Trouble mit unserem Englisch – und wie man ihn shootet“). Für die
„Journalist:in“ zeigt er, was Medienprofis im Umgang mit ihrer Lieblingsfremdsprache beachten sollten. Diesmal „Eingebildetes Englisch“:
Es kommt vor, dass deutschsprachige Journalists in der englischen Sprache arbeiten. Sei es für ein Interview, eine Recherche oder schlicht für einen englischsprachigen Auftraggeber. In solchen Situationen sollte man etwa wissen, dass es keine „Home Story“ gibt. Sie ist denglisch und fällt in die Kategorie „Pseudoenglisch“ – vor der ich immer wieder warne. Eine besondere Variante bilden Wörter, die es nicht einmal gibt. Sie sind die größten sprachlichen Rohrkrepierer – the ultimate non-starters and flops!
Ich weiß, wovon ich spreche, nachdem ich auf die Frage, wie es mir geht, selbst einmal von mir gab: „So lala!“ Das Gesicht meiner Gesprächspartnerin werde ich nicht vergessen. „So lala?“ Bestimmt dachte sie, ich sei „gaga“ – was man immerhin in beiden Sprachen sagen kann. Verständlich wäre die Antwort „so-so“ gewesen. Man muss es nur wissen! Selbst wenn wohl niemand auf die Idee kommt, den „Unternehmer“ als „undertaker“ zu übersetzen – was „Bestatter“ bedeutet, nicht entrepreneur –, war ich schon Zeuge von Gesprächen über „brutto social product“, „marges“ oder „storno fees“. Sie werden nur getoppt von Verhandlungen über eine „gage“ – mit der man nichts bekommt außer Mitleid. Ein Grund für den Unsinn liegt in der Verwandtschaft der Sprachen.
Barstool oder shoemaker sind astreines Englisch, „mother firm“ nicht. Man spricht von parent company. Darüber hinaus tragen viele Wörter mit denselben sprachlichen Wurzeln unterschiedliche Früchte: Rebate ist eine „Rückzahlung“, kein „Rabatt“ – discount. Den Höhepunkt aller Missverständnisse bilden Begriffe wie „Fazit“ oder „Manko“, die irrtümlicherweise für Englisch gehalten werden, weil sie beliebte „Fremdwörter“ im Deutschen sind. Häufig sind es ausgerechnet die Gebildeten, die sie sich einbilden. Damit Ihnen diese Falle erspart bleibt, hier eine kurze Liste mit verständlichen Übersetzungen:
ad acta (legen): to shelve / put aside / discontinue / stop
brutto: gross. Ausgesprochen wie [greouhs] (UK) oder [grouhs] (USA) – was zugleich „ekelig“ bedeutet
Bruttosozial-/inlandsprodukt: gross national/domestic product
Fazit: conclusion, upshot, result, bottom line
Finanzministerium: The Treasury (Department)
Fiskus: tax/finance authorities, revenue board/department, Inland Revenue Office (UK), IRS – Internal Revenue Service (USA)
Gage: fee
Gewinnspanne: spread oder (profit) margin
Gros: the majority, the major part. En gros verkaufen – to (sell) wholesale
Manko: deficits, deficiencies, flaws, shortcomings, downsides oder imperfections
Marge: income, profit, yield
Porto: postage
Saldo: balance oder als „Restbetrag“: last installment, remaining amount, remainder
Ein schöner Schnitt: nice cut
Storno: cancellation (UK), cancelation (USA), withdrawal of an order, annulment of a meeting. Auf keinen Fall „storn“!“
Zur vergangenen Kolumne
Must reads in der aktuellen „Journalist:in“:
– Prognose: Wie KI unsere Jobs verändert
– Die Top-Medientalente: „30 unter 30“
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– Julian Hessenthaler: „Ich bin nicht mediengeil“
– Was wollt ihr von mir? Warum Jan Böhmermanns Umgang mit Kritik Fragen aufwirft
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