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News / Markus Mair: „In dieser Regierung ist der Zug abgefahren“
Markus Mair (Foto: Styria/Aufreiter)
04.10.2023   Vermischtes
Markus Mair: „In dieser Regierung ist der Zug abgefahren“
Warum die Verleger gegen Schwarz-grün ins Leere liefen und wie es jetzt – auch bei der Styria – weitergeht, erklärt der VÖZ-Präsident im Interview.
Graz – Markus Mair ist seit genau zehn Jahren Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group und halb so lange auch schon Präsident des Zeitungsverbands. Doch die Lage taugt da wie dort nicht zum Feiern. Im „Journalist:in“-Interview mit Peter Plaikner erklärt er, warum der VÖZ gegen diese Regierung ins Leere lief.
 
… nun ist der sonst diskret im Hintergrund agierende Verband im Tauziehen um das ORF-Gesetz ausnahmsweise stärker in die Öffentlichkeit getreten. Sind die Verleger die Verlierer des Matches?
Markus Mair: Wir sind mit unseren Anforderungen und dem Fünf-Punkte-Plan des VÖZ bei den Verantwortlichen der Bundesregierung nicht durchgekommen. Ihre Bereitschaft, über größere Veränderungen in der Medienpolitik zu sprechen, war von Anfang an sehr eingeschränkt. Von grüner Seite praktisch gar nicht vorhanden. Sie wollte nur die Finanzierung des ORF und seine digitale Erweiterung festlegen. Die ÖVP-Seite hat anfangs zugehört, aber dann war der Wille für einen größeren Wurf nicht da. Wer mit seinem Entwurf nicht durchkommt, ist auch bis zu einem gewissen Grad gescheitert.
 
Das klingt sehr frustriert …
… das Leben und die Medienpolitik gehen weiter. Aber sicher nicht in dieser Regierungskonstellation. Möglicherweise mit der künftigen. Ich weiß nicht, ob das dann leichter wird. Wahrscheinlich nicht. Wir werden aber stärker verankern, dass Medienpolitik auch Gesellschaftspolitik ist. Und dass es ein demokratischer Auftrag ist, ein funktionsfähiges duales System in die Zukunft zu führen. Wenn das nicht passiert, sollten sich alle aus gesellschaftspolitischer Sicht Sorgen um die Demokratie machen.
 
Haben Sie den Eindruck, dass dieses Gesamtverständnis für die Notwendigkeit des Weiterbestehens eines dualen Systems im digitalen Zeitalter bei dieser Bundesregierung ausreichend vorhanden ist?
Nein, es war nicht ausreichend. Der kleinere Regierungspartner hat sich – wenn ich das so sagen darf – voll für seinen ORF ins Zeug geworfen. Der größere Regierungspartner hat eigentlich in der Medienpolitik keine wesentlichen Ziele formuliert und den Prozess nur moderiert. Wenn der Kleinere klare Ziele hat und der Größere keine wesentlichen, dann kommt das raus, was rausgekommen ist.
 
– Was ist aus Ihrer Sicht rausgekommen?
– Glauben Sie, dass unter einer neuen Regierung die Haushaltsabgabe nicht fast komplett zum
ORF hin ausgeschüttet, sondern Public Value wesentlich mehr auf den Absender bezogen definiert wird?
– Ging nicht die Digitalsteuer schon in diese Richtung?
– Die Adressierung der öffentlichen Einschaltungen hingegen erntet massive Kritik. Gibt es einen Ausweg aus dieser Vergabetechnik?
– Es wurden aber nicht nur Gratiszeitungen überproportional bedient, sondern auch VÖZ-Mitglieder.
– Wie gehen Sie als VÖZ-Präsident und Styria-Chef mit diesem persönlichen Interessenskonflikt um? – Wie glücklich sind Sie als VÖZ-Präsident, wenn ein exponiertes Mitglied wie „Standard“-Chef Alexander Mitteräcker sich mit sehr harten Worten in die Diskussion um den ORF einbringt?
– Nochmals zur Glaubwürdigkeit: Sie haben deshalb den Chefredakteur der „Presse“ gewechselt. Die Trennung von einigen redaktionellen Mitarbeitern der „Kleinen Zeitung“ hat aber eine andere Ursache. Stimmt das Gerücht, dass Ihr Konzern-Zugpferd erstmals in die roten Zahlen gerutscht ist?
Zu den Antworten
 
 
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