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News / Warum die „Journalist:in“ Raphaela Scharf auszeichnet
Raphaela Scharf (Foto: Georg Aufreiter)
25.01.2024   Vermischtes
Warum die „Journalist:in“ Raphaela Scharf auszeichnet
Sie hat gegen Wolfgang Fellner vor Gericht gekämpft. Und gewonnen. Die heimischen Medien haben zwar berichtet, als Journalistin ist sie seit ihrem öffentlichen Kampf aber punziert. Doch Scharf will die Strukturen nun auf neue Weise ändern.
Wien/Salzburg – „Die Geschichte von Raphaela Scharf zeigt, dass die Medienbranche in Österreich vor strukturellen Herausforderungen steht, die eine unabhängige Anlaufstelle wie ,Columna V‘ notwendig machen“, schreibt Barbara Haas in der aktuellen „Journalist:in“.


Scharf stand im Mittelpunkt eines #MeToo-Falls gegen den Medienmanager Wolfgang Fellner. Die Kontroverse begann, als „Die Zeit“ im April 2021 eine Geschichte mit dem provokanten Titel „Du siehst aus wie eine Nutte“ veröffentlichte. Scharf, ehemalige Reporterin und Moderatorin bei oe24.tv, hatte Wolfgang Fellner wegen sexueller Belästigung angeklagt.


Der Vorfall ereignete sich während eines Fotoshootings im Januar 2019. Scharf behauptete, dass es zu einem Übergriff gekommen sei. Nachdem sie den Vorfall gemeldet hatte, wurde sie aus der Livesendung genommen, und Fellner bedrohte sie öffentlich. Der folgende dreijährige Rechtsstreit endete im Frühjahr 2023 mit Vergleichsurteilen und strafrechtlichen Verurteilungen gegen Fellner wegen übler Nachrede.
 
Trotz ihres Sieges erhielt Scharf wenig Unterstützung in der Branche. Kein anderer Sender engagierte sie, und sie blieb ohne journalistische Angebote. Entschlossen, anderen zu helfen, gründete sie mit dem Frauennetzwerk Medien den Verein „Columna V“. Dieser soll als unabhängige Anlaufstelle dienen, speziell für Journalistinnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Mit einem Online-Fragebogen wurden über 220 Fälle dokumentiert.

Die Entscheidung für eine externe Anlaufstelle begründet Scharf mit Scham und Verflechtungen in den Redaktionen, die die Meldung an Betriebsräte erschweren. Der Verein soll nicht nur Schutz bieten, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen. Die kleine, auf Wien fixierte Medienstruktur und patriarchale Verhältnisse erschweren Veränderungen.

Scharf engagiert sich ehrenamtlich neben ihrer Arbeit als freie Moderatorin und Journalistin. Der Widerstand gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung bleibt präsent. Während Wolfgang Fellner wieder sporadisch als Moderator auftritt, hat sein Sohn Niki die Geschäftsführung übernommen. 
 
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