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News / Michael Nikbakhsh: „Ich möchte ein Gut Aiderbichl des Journalismus machen“
Michael Nikbakhsh (Foto: Friedrich Moser)
04.03.2024   Vermischtes
Michael Nikbakhsh: „Ich möchte ein Gut Aiderbichl des Journalismus machen“
Was der ehemalige „Profil“-Aufdecker mit seinem Podcast „Dunkelkammer“ vorhat und was ihn zerstören würde.
Wien – Was Michael Nikbakhsh mit seinem Podcast „Dunkelkammer“ plant und wann er damit Geld verdienen wird, verrät der ehemalige „Profil“-Aufdecker im „Journalist:in“-Interview.
 
In einem Jahr 530.000 Downloads – gratuliere, die „Dunkelkammer“ läuft ja richtig gut. Nur, verdienen Sie damit auch Geld?
Michael Nikbakhsh: Ein bisschen. Es reicht jetzt nicht, um davon zu leben oder eine Familie zu ernähren. Gott sei Dank ist meine Frau Lehrerin, da haben wir jetzt wenigstens ein stabiles Gehalt. (lacht) Spaß beiseite. Ich habe zwei zentrale Kanäle, mit denen ich Geld verdienen möchte. Das eine sind Werbeplätze, die Stefan Lassnig mit seinem Team von „Missing Link“ verkauft – eigenverantwortlich, mit denen habe ich nichts zu tun. Der zweite Teil sind Einnahmen aus werbefreien Abos – einmal bei Apple und einmal bei Steady. Und es gibt auch durchaus eine Bereitschaft von Leuten, das Projekt mit Spenden zu unterstützen … 
 
… sind Sie jetzt in der Endausbaustufe oder werden Sie irgendwann einmal eine Redaktion haben?
Also ich glaube nicht, dass ich eine Redaktion im engeren Sinn haben werde. Was mir vorschwebt, ist, dass ich aus der „Dunkelkammer“ ein Gut Aiderbichl des Journalismus mache. (lacht) Aber ganz im Ernst: Die Medienkrise führt dazu, dass nun nach und nach ältere Journalistinnen und Journalisten mit wahnsinnig viel Erfahrung nicht mehr gebraucht werden, weil sie so teuer sind. Mir ging es ja auch so und ich war noch dazu unbequem, das ist wahrscheinlich die schlechtestmögliche Kombination: teuer und unbequem. Journalismus braucht aber dieses Knowhow. Ich habe letztens mit einem jüngeren Kollegen gesprochen, der sich viel mit innenpolitischen Skandalen beschäftigt. Der weiß natürlich aus eigenem Erfahren nicht, was die Buwog-Privatisierung war oder wie die Ära Schwarz-Blau 1 – und insbesondere die von Ernst Strasser im Innenministerium – bis heute nachwirkt. Meine Idee wäre also, dass die „Dunkelkammer“ zunächst langsam um erfahrene Leute wächst.
 
… Klagen können Sie umbringen. Sind Sie versichert? Gibt’s da überhaupt was?
In jüngerer Vergangenheit sind mir Klagen kaum noch passiert. Ich bin im Laufe der Zeit zu meinem eigenen Medienanwalt geworden. Ich versuche zu antizipieren, was da auf mich zukommen könnte, das mach ich heute mit zunehmender Abgeklärtheit. Ich maße mir an, zu sagen, ich beherrsche das Handwerk so weit, dass ich das Klagsrisiko kleiner halten kann als noch vor ein paar Jahren, aber die erste Slapp-Klage, die einfach nur eingebracht wird, um mich zu zerstören, würde mich wahrscheinlich zerstören. Möglicherweise muss ich auch gesellschaftsrechtlich was machen. Ich bin natürlich ein bisschen mit der Naivität des nach wie vor hungrigen Journalisten in das Projekt gegangen.
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