Der Verein columna V hat ermittelt, dass 70 Prozent aller Befragten aus der Medienbranche von Machtmissbrauch und/oder Gewalt im Arbeitskontext betroffen sind.
Wien - Gegen sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch und Gewalt in der Medienbranche gemeinsam aufzutreten und eine Vertrauensstelle zu gründen: Das hat sich der Verein columna V, an dem sich das Frauennetzwerk Medien beteiligt, vorgenommen – und nun eine erste Bilanz gezogen: Seit vor einem Jahr das Frauennetzwerk Medien gemeinsam mit dem Presseclub Concordia dazu aufforderte, eine Vertrauensstelle zu gründen, haben sich viele Interessierte und Betroffene gemeldet. An einer Umfrage zum Thema haben sich 223 Personen beteiligt.
„Aus unserer Online-Umfrage geht hervor, dass rund 70 Prozent der 223 Teilnehmenden schon von Machtmissbrauch und/oder Gewalt im Arbeitskontext betroffen waren. Das zeigt klar, dass es sich hier um ein strukturelles Problem und nicht nur um Einzelfälle handelt“, sagt Katrin Grabner, Gesundheitsjournalistin und Vorstandsmitglied von columna V. Im Detail zeigen die Ergebnisse laut den Durchführenden, dass „es sich bei Machtmissbrauch und Gewalt jeglicher Art nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem in der Medienbranche handelt. Nur 30,5 Prozent gaben an, nie betroffen gewesen zu sein. Die Betroffenen berichten unter anderem von der Verweigerung von Aufträgen und/oder Beförderungen (53,9 Prozent), Rufschädigung und Diffamierung (42,6 Prozent).#
Mit 83,5 Prozent gab eine große Mehrheit der Teilnehmenden an, aufgrund des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität diskriminiert worden zu sein. Machtmissbrauch und Gewalt gingen laut Umfrage zu einem großen Teil von Vorgesetzten (73,7 Prozent), aber auch Kolleg*innen (50,6 Prozent) und Interviewpartner*innen (26,3 Prozent) aus.“ Um den nächsten Schritt tun zu können, forderte man von den Verantwortlichen politisches Commitment, gesetzliche Verankerung und abgesicherte Finanzierung. Im Vorfeld wurden auch Statements der Parlamentsparteien zur Gründung einer solchen Anlaufstelle angefordert. ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos betonten dabei allesamt, wie wichtig der Schutz von Journalist:innen respektive die freie Ausübung des Berufs sei.
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