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News / Wie gehen Sie mit Hassnachrichten um, Frau Horaczek?
Nina Horaczek (Foto: Katharina Gossow)
31.05.2024   Vermischtes
Wie gehen Sie mit Hassnachrichten um, Frau Horaczek?
Ignorieren? Sachlich bleiben? In die Offensive gehen? Exponierte Journalistinnen und Journalisten schildern, wie sie mit Beleidigungen umgehen und welche Erfahrungen sie bisher mit ihren Strategien gemacht haben.
Wien – Ob am Telefon, per E-Mail, über Social-Media-Kanäle oder in einem klassischen Brief – Journalistinnen und Journalisten sind für ihre Leser, Hörer und Zuseher zumeist problemlos persönlich zu erreichen. Die einen melden sich, um sich zu bedanken und ihre Wertschätzung auszudrücken, die anderen, um auf Themen aufmerksam zu machen, die ihnen ein Anliegen sind. Wiederum andere äußern ihr Unverständnis und ihren Unmut über etwas oder jemanden – die meisten bleiben dabei sachlich und respektvoll, einige wenige verlassen diesen Pfad aber und werden beleidigend und untergriffig. Welche Reaktion ist in diesen Fällen angebracht? Und wovon hängt diese ab? Gibt es so etwas wie eine Formel oder ein Patentrezept? Köksal Baltaci hat sich für die „Journalist:in“ umgehört:
 
Armin Wolf
„Grundsätzlich freue ich mich ja über Feedback unseres Publikums. Es zeigt, dass sich Menschen mit unserer Arbeit beschäftigen, und das ist mal grundsätzlich gut“, sagt Armin Wolf, stellvertretender Chefredakteur und Moderator der ZIB 2. „Naturgemäß freue ich mich über Lob, das geht wohl allen so. Und ich freue mich über konstruktive Kritik. Weil ich meine Arbeit gerne morgen besser machen möchte als gestern und aus Fehlern und aus kundiger Kritik etwas lernen kann.“ Selbstverständlich schreibe er allen Menschen zurück, die sich die Mühe machten, ihm ein E-Mail oder via Twitter zu schreiben. „Die Menschen, die uns zusehen, bezahlen unsere Gagen und haben deshalb ein Recht auf eine Antwort.“ Manche meinten allerdings, der ORF-Beitrag gebe ihnen auch das Recht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF wahllos zu beschimpfen, zu beleidigen oder zu verleumden. Das passiere fast ausschließlich online. In den 22 Jahren, in denen Armin Wolf die ZIB 2 moderiert, sei er „exakt drei Mal auf der Straße ungut angeredet worden“. Per Mail und vor allem auf Social Media werde er aber jeden Tag „ungut angemacht“ … 
 
Nina Horaczek
Seit Jahren regelmäßig Beschimpfungen bekommt Nina Horaczek, Chefreporterin beim „Falter“. „Da ich sehr viel über die FPÖ berichte und auch über die außerparlamentarische rechtsextreme Szene, kommen die Beleidigungen und Beschimpfungen meist aus dieser Ecke“, sagt sie. „Wobei es sich bis jetzt stets um verbale Angriffe handelt. Körperlich attackiert wurde ich noch nie. Briefe bekomme ich selten, die meisten Angriffe bekomme ich via Social Media.“ Sie kenne solche Angriffe seit vielen Jahren und wisse daher, dass sie stets in Wellen kommen. „Bei mir gab es früher auch mehr solcher Attacken, weil ich vor Corona viel häufiger in Diskussionsveranstaltungen im Fernsehen aufgetreten bin, und regelmäßig nach solchen Sendungen kamen dann Hassmails und Hasspostings.“ Besonders heftig seien sie während der sogenannten Liederbuchaffäre gewesen.
 
„Da gab es nicht nur Beschimpfungen, sondern auch Einschüchterungsversuche“, sagt Horaczek. „Da hat zum Beispiel jemand aus dem weiteren Umfeld der FPÖ ein Bild von einem neuen Porsche auf Twitter gestellt und gepostet, mich persönlich werden meine Artikel über das Liederbuch zumindest den Gegenwert dieses Luxusautos kosten.“ Sie lese solche Postings zwar, aber nicht immer sofort. Vieles nehme sie einfach nur zur Kenntnis, reagiere aber nicht darauf. Immer wieder würden diese Personen mit Klarnamen schreiben oder sogar ihre berufliche Mailadresse verwenden. Manchmal rufe sie diese Personen dann an: „Guten Tag, hier ist Nina Horaczek vom ,Falter‘. Sie haben mir gerade geschrieben, dass Sie mir wünschen, ich soll von 40 Afghanen vergewaltigt werden. Ich wollte jetzt kurz mal mit Ihnen reden und fragen, wieso Sie mir das wünschen.“ … 
 
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