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News / „Medienförderung in Österreich nicht akzeptabel“
Martin Kotynek (Foto: Peter Rigaud)
25.06.2024   Leute
„Medienförderung in Österreich nicht akzeptabel“
Martin Kotynek im Interview über die neue Stiftung für Journalismusförderung.
Sich dafür einsetzen, „dass es mehr unabhängigen Qualitätsjournalismus mit tragfähigen Geschäftsmodellen gibt, der sich langfristig nachhaltig finanziert“: Das möchte der Media Forward Fund, ein erster länderübergreifender Fund zur Medienförderung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Geschäftsführer ist der ehemalige Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“, Martin Kotynek. Er ist unter anderem für Konzeption und Weiterentwicklung des Fonds, Fundraising, Stakeholder-Relations und Förderungen verantwortlich. „Wir möchten ermöglichen, dass jemand, der bereits ein Medienprodukt betreibt, mit dem philanthropisch vergebenen Geld neue Geschäftsmodelle in der Praxis erproben kann, um sein Projekt weiter wachsen zu lassen“, sagt Kotynek im Interview.
 
Man wende sich an etablierte Projekte ebenso wie an im Aufbau befindliche, „denen bisher das Geld fehlt, um größer zu werden“. Wer einreichen will, „muss jedenfalls bereits mehr als eine Idee für ein Medienprodukt haben“ und nicht mehr komplett am Start stehen, sagt Kotynek - und verweist auf die bisher auf diesem Gebiet bestehende „Förderlücke: Der Fund soll nach erfolgreicher Gründung dabei helfen, auf die nächste Ebene zu kommen“. Insgesamt stehen derzeit für alle zusammen 5,2 Millionen Euro zur Verfügung, wobei Kotynek auch weiterhin mit Fundraising beschäftigt ist. Einreichen kann man ab Juli für entweder eine Projekt- oder eine Organisationsförderung. Die Förderungen belaufen sich in der Regel entweder auf 200.000 Euro für Projektförderung oder 400.000 Euro für Organisationsförderung. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Zielgruppen, die bisher wenig Zugang zu Journalismus haben.
 
Hinter dem Fund stehen die Schöpflin Stiftung, die Rudolf Augstein Stiftung und ZEIT STIFTUNG BUCERIUS aus Deutschland, die Stiftung Mercator und die Volkart Stiftung aus der Schweiz, die ERSTE Stiftung aus Österreich, sowie der Berliner Impact Investor Karma Capital und Publix - Haus für Journalismus und Öffentlichkeit. Eingereicht werden kann aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Jury, die über die Vergabe entscheidet, sei von den Geldgebenden ganz klar getrennt, unterstreicht Kotynek. Zusätzlich zur finanziellen Förderung gibt es organisatorische Unterstützung, etwa zu Medienrecht oder Treuhandfragen. „Wir wollen helfen, die richtigen Ansprechpartner innerhalb der Branche zu finden“, so Kotynek. Auch die Vernetzung der Geförderten untereinander soll angeregt werden. Man wolle sich dafür einsetzen, dass „es künftig mehr tragfähige Geschäftsmodelle für Journalismus gibt“, so Kotynek, „welche genau, darauf bin ich selbst schon gespannt.“ 
 
Im Idealfall wollen man in einem weiteren Schritt, „dass der Staat diese Art von staatsferner Medienförderung gutheißt und einsteigt. Denn der Zustand der aktuellen Medienförderung in Österreich ist nicht akzeptabel.“


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