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News / Digital News Report: Sinkendes Interesse an Nachrichten
Stefan Gadringer (Foto: Universität Salzburg)
17.06.2024   News
Digital News Report: Sinkendes Interesse an Nachrichten
Was die Zahlen der Umfrage unter 100.000 Leuten in 47 Ländern ergeben - und was sich in Österreich an der Mediennutzung ändert.
Salzburg - Ein sinkendes Interesse an Nachrichten. Online-Abo-Abschlüsse, die stagnieren. Leser, die das Vertrauen verloren haben. Konsumenten, die sich gesättigt fühlen: Mit wenig aufbauenden Nachrichten hat der Reuters Institute Digital News Report heuer aufzuwarten, der auf die Befragung von rund 100.000 Menschen in 47 Ländern zurückgeht. „Globale Trends, die seit Längerem erkennbar sind, schlagen sich nun auch in Österreich nieder“, sagt Stefan Gadringer von der Universität Salzburg, der die Studie hierzulande betreut hat. „In sämtlichen abgefragten Punkten gibt es negative Nachrichten für herkömmliche Verleger und Personen, die im Journalismus tätig sind. Allem voran sehen wir natürlich problematisch, dass das Interesse an Nachrichten generell zurückgeht. Gerade in einem Wahljahr ist das bedenklich.“ Jene, die sich als äußerst interessiert an Nachrichten bezeichnen, seien vom Anteil her gegenüber dem Vorjahr merklich gesunken, jene, die sich als nicht oder überhaupt nicht interessiert bezeichnen, dafür angestiegen. Er sehe das als Abwärtsspirale, so Gadringer, wird doch auch generell weniger Interesse an Print-Nachrichtenprodukten festgestellt.
 
Während die meistgenutzte Nachrichtenquelle in Österreich weiterhin die TV-Nachrichten sind – wenngleich auch diese weniger genutzt wurden als im Vorjahr -, verzeichneten online-Angebote von Tageszeitungen und Radio-Nachrichten einen ganz leichten Zugewinn. Gleichzeitig sei die Bereitschaft, für online-Inhalte zu zahlen, stagnierend. Ein großer Teil der Befragten wisse auch nicht, so Gadringer, was eine angemessene Bezahlung für online-Nachrichten sein könnte. „Nicht nur, dass es ein Himmelfahrtskommando wäre, neue Produkte mit Bezahlschranke einzuführen. Darüber hinaus haben auch Etablierte hier mit Verlusten zu rechnen. Viele müssen Köder wie starke Vergünstigungen anbieten – aber dadurch finanziert man ja erst recht wieder nichts“, so Gadringer. „Auch etablierte Player haben es online schwer und müssen sich fragen, wo das Business Modell hingeht.“ Die Print-Nutzung in Österreich sei zwar immer noch stärker als in anderen Ländern, doch vor allem jüngere Leserinnen und Leser nutzen viel stärker Soziale Medien als Hauptnachrichtenquelle. „Diese suchen nicht mehr klassische Medien als Hauptnachrichtenquelle, sondern schauen, was über den Sozial Media Algorithmus Feed daherkommt“, so Gadringer. Auffällig sei, dass global gesehen nicht nur die gedruckte Zeitung an Bedeutung verliert, womit man gerechnet hatte, sondern auch die TV-Nachrichten.
 
Rückläufig sei auch das Vertrauen in Medien, das die Befragten angeben. Seit Österreich ab 2016 in der Studie dabei gewesen ist, sei nun der niedrigste Wert ermittelt worden, so Gadringer. „Das geht Hand in Hand mit der politischen Entwicklung und Spezialfällen in Österreich, die ein Naheverhältnis zwischen einzelnen Journalisten und Journalistinnen und der Politik offenlegten.“ Künstliche Intelligenz spiele dabei der Studie nach noch keine große Rolle, weil die wenigsten Redaktionen es schon stark nutzen. „Für die Zukunft muss man aber mitbedenken, dass es vielen Menschen wichtig ist, dass gerade Hard News von Menschen gemacht sind.“ Aus der Studie herauslesen könne man, so Gadringer, dass die Zukunft des qualitativen Journalismus immer noch mehr im Premium Content und in intensiven eigenen Recherchen liege, während mit einfachen Headlines kein Geld zu machen sei. Auch ein breites Aufstellen, was Plattformen und Kanäle betrifft, sei wichtig. „Und das Engagement mit den eigenen Usern ist essentiell.“ Vor allem aber müsse man das Augenmerk „auf fundierte seriöse Berichterstattung legen und die Konsumenten auch wissen lassen, wo sie diese bekommen.“


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