Was das neue Onlinemedium „Jetzt“ so besonders macht, was Mitarbeiter können müssen und wann’s losgeht.
Wien – Der Gründer und Geschäftsführer von „Jetzt“ erklärt im Interview mit Köksal Baltaci für die aktuelle
„Journalist:in“ das Konzept des neuen Onlinemediums und wie es sich finanzieren soll. Einen Termin für den Launch verrät er noch nicht. Aber er hat einen genauen Etappenplan.
Der Bundespräsident macht sich Sorgen um die freien Medien. Wir gründen eines.“ „Zu viele Nachrichten verwirren. Wir machen es einfach.“ „Journalismus einer neuen Generation“. Mit Ihren Slogans auf Instagram tragen Sie dick auf. Warum so selbstbewusst – in einer Branche, in der viele Projekte scheitern oder gar nicht erst zustande kommen?
Florian Novak: Was in anderen Ländern nachweislich außerordentlich gut funktioniert, kann auch in Österreich gelingen. Die Zeit ist jetzt reif für ein neues, freies digitales Medium nach internationalem Vorbild: maximal bequem in der Nutzung als App, zum Lesen und zum Hören – mit einem Fokus auf Aktualität, Relevanz und Tiefgang und mit einem moderierten Forum, in dem unsere Mitglieder mit Klarnamen gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren auf Augenhöhe diskutieren. Als unabhängiges und unlenkbares Medium sind wir ausschließlich unseren Mitgliedern verpflichtet.
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Wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, werden Sie sich nicht in klassischen Ressorts organisieren. Jedes Thema kommt infrage – von Innenpolitik über Sport bis Kultur. Es gibt also keine thematischen Schwerpunkte?
So ist es. Wir werden keine klassischen Ressorts haben. Ein sehr gutes Beispiel für mich ist das Ressort „Grenzenlos“ bei „Zetland“. Dieses Ressort widmet sich Themen wie etwa Migration und Klimaschutz. Eben weil diese Themen nicht vor Wirtschaft, Kultur und Politik haltmachen. In einer globalisierten Welt haben wir alle mittlerweile verstanden, dass jede unserer Entscheidungen in irgendeiner Form auch Konsequenzen hat. Ich glaube, Journalismus macht dann einen guten Job, wenn diese Entscheidung auf möglichst guten Fundamenten beruht – und da wollen wir einen Beitrag leisten. Ich glaube, so schaffen wir Relevanz im Alltag. Der zweite Vorteil, den wir bieten wollen: Wenn Sie am Abend zu einem Gespräch eingeladen werden, wollen wir einen Beitrag dazu geleistet haben, dass Sie das Gefühl haben, mitreden zu können. Oder vielleicht sogar selbst spannende Gesprächsthemen mit aufs Tapet bringen.
Sie haben lange nach einem Chefredakteur bzw. einer Chefredakteurin gesucht. Warum fiel die Wahl auf Elisalex Henckel-Donnersmarck? Und wann wird sie mit ihrer Arbeit bei „Jetzt“ beginnen?
Elisalex Henckel-Donnersmarck wird ab Frühjahr 2025 unser Team anführen. Bis dahin geht sie noch der Aufgabe nach, die sie seit 2020 mit großem Erfolg ausgefüllt hat: Sie leitet das Monatsmagazin „Datum“. Sie hat in ihrer Karriere umfassend Erfahrung gesammelt, arbeitete als Redakteurin und später Korrespondentin für die Tageszeitung „Die Welt“ und „Die Welt am Sonntag“. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach preisgekrönt. Sie sammelte Digitalerfahrung bei nzz.at, dem Onlinemagazin der „Neuen Zürcher Zeitung“ in Österreich, bevor sie 2020 die Chefredaktion von „Datum“ übernahm, wo sie für hervorragenden, seriösen Magazinjournalismus steht – eine journalistische Form, die auch für „Jetzt“ von größter Bedeutung sein wird. Bis zum Start wird sie ein zehn- bis zwölfköpfiges Team aufbauen.
Wann soll „Jetzt“ online gehen?
Nachdem wir unsere Kampagne gelauncht haben und ausreichend zahlende Mitglieder geworben haben. Auf diese Kampagne bereiten wir uns gerade intensiv vor. Ein genaues Datum möchte ich noch nicht nennen.
Aber fix noch dieses Jahr?
Ja.
Zum ganzen Interview
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