Prominente fordern die Wiederbelebung der Printausgabe, Chefredakteurin Katharina Schmidt widerspricht.
Wien - Prominente Kulturschaffende wie die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die Autoren Robert Menasse, Doron Rabinovici und Erika Pluhar sowie die Schauspieler Josef Hader und Cornelius Obonya fordern in einem Offenen Brief einen „unabhängigen Neuanfang“ für die „Wiener Zeitung“, die nach ihrem Print-Aus als Tageszeitung im Jahr 2023 seither nur mehr als Online-Magazin erscheint.
Entgegen der Ankündigungen der früheren Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) sei „kein hochwertiges Printprodukt nachgefolgt, sondern lediglich zwei einfache Broschüren“, wie es heißt. Online liefere ein externer Dienstleister unter dem Namen „Wiener Zeitung“ für YouTube und TikTok zu. All das werde „mit Millionen aus dem Bundesbudget finanziert“. Die Unterzeichner fordern von der neuen Regierung Gesetzesänderungen, die im Eigentum der Republik stehende Wiener Zeitung GmbH müsse „aus dem Würgegriff des Bundeskanzleramtes“ befreit werden. Bezüglich einer möglichen neuen Eigentümerstruktur sollten auch jene Vorschläge geprüft werden, die bereits 2023 von Interessenten unterbreitet worden seien. „Hier sollten diesmal ernsthafte Gespräche zum Vorteil des gesamten Medienstandortes gesucht werden“, schließen die Unterzeichner den Offenen Brief.
Die Redaktion der „Wiener Zeitung“ wies diese Behauptungen in einer Aussendung zurück: Die Aussagen des „Offenen Briefs“ ignorieren die Realität der „Wiener Zeitung“. Diese habe sich nach der Transformation im Jahr 2023 als moderne, unabhängige und investigative Plattform etabliert hat, heißt es. Während „manche weiterhin in der Vergangenheit leben und den Rückwärtsgang fordern“, zeige die „Wiener Zeitung“, „wie unabhängiger und investigativer Journalismus im digitalen Zeitalter funktioniert“. WZ-Chefredakteurin Katharina Schmidt dazu: „Wir setzen auf digitalen Journalismus mit maximaler Unabhängigkeit - eine Rückkehr zur Print-Tageszeitung würde unsere Reichweite drastisch einschränken. Es entsteht beinahe der Eindruck, als wolle man ein erfolgreiches, zeitgemäßes Onlinemedium zerschlagen aus einer nostalgischen Verklärtheit. Wer behauptet, die ,Wiener Zeitung‘ sei heute weniger unabhängig, ignoriert die Fakten. Noch nie war es der Redaktion möglich, derart gründlich investigativ zu recherchieren, noch nie hatte sie so viel Impact mit den Ergebnissen.”
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