Please wait...
News / Wie Stefan Lenglinger mit Fremdenfeindlichkeit umgeht
Stefan Lenglinger (Foto: ORF)
13.03.2025   Vermischtes
Wie Stefan Lenglinger mit Fremdenfeindlichkeit umgeht
Wie der neue (interimistische) ZIB 2-Moderator Vorbild sein kann und wie sehr der gesellschaftliche Diskurs in den vergangenen Jahren gelitten hat.
Wien – Stefan Lenglinger moderiert bis Oktober die ZIB 2. Im Interview mit Köksal Baltaci für die aktuelle „Journalist:in“ spricht er über seine „unendliche Neugier“, journalistische Vorbilder, Fremdenfeindlichkeit und darüber, wie sehr der gesellschaftliche Diskurs in den vergangenen Jahren gelitten hat. Ein Auszug: 
 
… Ein wichtiger Teil der ZIB 2 sind die ausführlichen Interviews – mit Politikern ebenso wie mit Experten aus den verschiedensten Bereichen, von Wirtschaft über Kultur bis Sport. Man muss echt breit aufgestellt sein. Ich weiß, Sie haben schon bisher in anderen Formaten gearbeitet, aber die ZIB 2 ist noch einmal eine andere Kategorie. Wie groß ist der Respekt vor dieser Aufgabe? Und natürlich die Freude?
Stefan Lenglinger: Der Respekt ist wie gesagt da, aber vor allem die Freude. Das Schönste am Job ist für mich tatsächlich das direkte Hinterfragen von denjenigen, die Entscheidungen über unser Zusammenleben in diesem Land gestalten. Es ist ein großes Privileg, sich vor dem ganzen Land mit einem Spitzenpolitiker hinzusetzen und zu sagen: Moment, Sie haben da eine Entscheidung getroffen oder vertreten eine gewisse Position, aber wie genau argumentieren Sie das jetzt? Ich habe da eine unendliche Neugier. Und vor allem den Anspruch, durch meine Arbeit dazu beizutragen, dass wir eine möglichst konkrete und konstruktive öffentliche Debatte haben. In der ZIB 2 ist man da schon in einem großen Wirkungsbereich. Und was die Vielzahl an Themen betrifft, ist natürlich klar, dass ich nicht überall Experte sein kann. Da habe ich glücklicherweise den starken Rückhalt aus dem tollen Team der ZIB 2. Wir haben im Newsroom viele Fachjournalistinnen und -journalisten. Die stehen mir auch zur Seite.
 
… Welche Bedeutung und Verantwortung haben Journalisten wie Sie, ich, Melisa Erkurt, Duygu Özkan, Olivera Stajić und viele andere in den Medien? Hinsichtlich Glaubwürdigkeit ebenso wie hinsichtlich der Abbildung der Gesellschaft in den Medien?
Ich denke ehrlicherweise in meiner täglichen Arbeit nicht viel daran, also ich versuche, mich weniger auf meine Rolle als schwarze Person in der österreichischen Öffentlichkeit zu konzentrieren, sondern mehr auf meine Rolle als Journalist. Aber es ist natürlich enorm wichtig, diese Repräsentanz zu haben. Die Erfahrungswerte, die man als Person mit Einwanderungsgeschichte auch in die Redaktionen einbringen kann, sind einfach notwendig, wenn man den Anspruch hat, mit seiner Arbeit als Medium für alle Menschen in diesem Land da zu sein. Und auch die Vorbildwirkung ist klar. Eine Praktikantin hat mir einmal gesagt, sie hat sich erst beim ORF beworben, nachdem sie gesehen hat, dass ich dort arbeite. Erst da habe sie begriffen, dass auch dort Menschen mit Migrationshintergrund einen Platz haben können.
 
… Der ORF war in den vergangenen Monaten Zielscheibe verschiedener Angriffe seitens der FPÖ. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin in einer Position, in der ich nicht Teil der politischen Arena bin. Worauf ich mich konzentriere, ist, die Arbeit so gut wie möglich zu machen – damit Diskreditierungsversuche, ganz egal, von welcher Seite sie kommen, ins Leere laufen. Meine wichtigsten Verbündeten sozusagen sind da die Hunderttausenden Zuseherinnen und Zuseher. Wenn man die mit gutem, objektivem Journalismus überzeugt, dann haben wir aus dem ORF heraus schon viel erreicht. Dass es die journalistische Arbeit in dieser Institution zu bewahren und zu stärken gilt, darauf muss die Politik dann schon selbst draufkommen. Mitmischen kann ich hier nicht. Ich war in den vergangenen Wochen übrigens beeindruckt davon, wie stark sich die Zivilgesellschaft für das Unternehmen und für den Wert des Öffentlich-Rechtlichen eingesetzt hat.
 
Zum ganzen Interview