Rainer Nowak kehrt zur „Presse“ zurück – 3 Fragen
Nowak wird wieder Geschäftsführer. In der Redaktion sorgt das für Unruhe. Was bedeutet seine Rückkehr für das Haus? Bleibt er dem Journalismus wirklich fern? Und wie steht es um das Verhältnis zur Chefredaktion?
Wien – Einen Tag nach der Wienwahl ging es in der „Presse“ rund. Die Redakteurinnen und Redakteure kümmerten sich allerdings nicht um die Wahlergebnisse. Die morgendliche Redaktionskonferenz zog sich ungewöhnlich lang hin. Danach bildeten sich immer wieder kleine Gruppen in den Rückzugsmöglichkeiten der Redaktionsräume. Es wurde leise – wie es sich für das noble Blatt gehört –, aber doch intensiv diskutiert. Nicht alle freuten sich über den neuen Geschäftsführer. Verunsicherung breitete sich aus, schreibt Herausgeber Georg Taitl in der aktuellen „Journalist:in“. Und weiter:
Rainer Nowak wird Mitte dieses Jahres Herwig Langanger als Geschäftsführer folgen. Da tun sich einige Fragen auf. Wir erinnern uns: Im November 2022 trat Nowak als Chefredakteur und Geschäftsführer der „Presse“ zurück, nachdem im Zuge der ÖVP-Korruptionsaffäre Chats zwischen Nowak und dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, aufgetaucht waren. Nowak wollte ORF-Generaldirektor werden. Er begründete seinen Rücktritt damals sinngemäß, er wolle Schaden von der „Presse“ fernhalten. Genau diesen Schaden fürchten einige Redakteure noch immer.
Langanger und Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair, die Nowak jetzt zurückgeholt haben, wohl nicht. Die beiden wollten dem Vernehmen nach Nowak schon 2022 nicht ziehen lassen und die Misere mit ihm gemeinsam durchstehen. Nowak im Telefonat dazu: „Die klare und deutliche Entschuldigung dafür gibt es auch noch immer.“ Den Redakteuren wolle er zurufen, dass sie darauf vertrauen könnten, dass er als Geschäftsführer dafür kämpfen werde, die wichtigste Unabhängigkeit sicherzustellen und auszubauen: die wirtschaftliche.
Zweite Frage: War es das mit dem Journalismus für Nowak? Das kann niemand ernsthaft glauben. Chefredakteur Florian Asamer sagte dazu in der Redaktionskonferenz, man wolle Nowaks „publizistisches Talent“ nutzen. Nowak werde die „Presse“ beispielsweise nicht in der ORF-Pressestunde vertreten, sehr wohl aber werde Nowak einen Newsletter starten und bei Podiumsdiskussionen, Events, Kooperationen nach außen wirken – eine Strahlkraft, die die „Presse“ dringend braucht.
Nowak sagt dazu, er werde sich nicht mehr journalistisch einbringen: „Als Geschäftsführer bin ich natürlich nicht mehr im tagesaktuellen Journalismus. Aber was ich einmal neben der Pension machen werde, werde ich dann sicher im ,Journalisten‘ lesen …“
Und drittens: Muss sich Asamer vor Nowak fürchten? Die beiden haben in der Vergangenheit immer bestens zusammengearbeitet. Langanger sagte in der Morgenkonferenz, er hätte ein Vetorecht gegen Nowak gehabt, darauf aber gerne verzichtet, weil er Nowaks Expertise sehr schätze. Nowak dazu: „Die Frag’ ist absurd, ich habe 25 Jahre lang mit niemandem besser zusammengearbeitet. Er ist ein wichtiger Grund für meine Rückkehr.“
Die „Journalist:in“ erscheint am 8. Mai mit folgenden Top-Themen:
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