Herbert Lackner zeigt in sozialen Medien, wie man als ehemaliger Chefredakteur Haltung zeigt, ohne eitel zu wirken.
Salzburg – Dr. Media beantwortet in
„Österreichs Journalistin“ brennende Fragen aus der Medienbranche manchmal geht es nur um Getuschel in seinem Wartezimmer:
Herbert Lackners bissige Kommentare in den sozialen Medien zu verfolgen, gehört zu den lustvollsten Tätigkeiten von Dr. Media. So klar, so geschliffen, so Elder Statesman. Egal, ob es sich dabei um eigene Postings handelt oder ob er die Postings anderer kommentiert. Scharf, aber nicht zu scharf. Angriffig, aber nicht untergriffig. Selbstbewusst, aber nicht selbstgerecht.
Ein paar Beispiele gefällig?
„Man kann Kickls ,Linke Zecken‘-Sager gelassen hinnehmen. Kickl wird jetzt noch einige Jahre geifernd durch die Bierzelte ziehen, aber man wird ihn immer weniger ernst nehmen, und irgendwann wird er das Handtuch werfen. Eine gescheiterte Existenz“, schreibt er am 2. Mai.
„Wir können es uns also leisten, dass für Milliarden-Erbschaften kein Cent Steuer bezahlt wird, aber Pflege als Schwerarbeit einzustufen, überfordert uns“, kommentiert er am 26. April einen „Kurier“-Artikel mit der Überschrift „Pflege als Schwerarbeit: Kann sich Österreich das leisten?“.
Am 11. April schreibt er zu einem Beitrag über Trump-Berater Peter Navarro, der einen Experten namens Ron Vara erfunden haben soll: „Kann man alle diese Typen ganz rasch absetzen, bevor der Schaden noch größer wird. Inklusive Trump, natürlich.“
Und Dr. Medias jüngster Favorit, am 28. Mai: „Ich fordere die Einstellung öffentlicher Inserate für dieses völlig sinnlose Blatt.“
Gemeint ist „Heute“, das einen Artikel über eine syrische Großfamilie postet, die 9.000 Euro pro Monat bekommt, mit der Bemerkung: „Syrisches Ehepaar mit elf Kindern erhält in Wien über 9.000 Euro Sozialhilfe monatlich. Experten fordern Reformen.“
Mit diesen Kommentaren gelingt Herbert Lackner, was den wenigsten ehemaligen Chefredakteuren und Herausgebern gelingt: Autorität auszustrahlen und Standpunkte stark zu vertreten, ohne den Eindruck zu erwecken, unter einem Bedeutungsverlust zu leiden. Mit ihm legt sich niemand so schnell an. Zum einen, weil er kaum Angriffsflächen bietet. Zum anderen, weil er das offene Austragen von Konflikten nicht scheut.
Ja, wer in dieser Branche gut altern will, kann so einiges von ihm lernen.
Von solchen Patienten hätte Dr. Media gern mehr.
– Hat irgendjemand kein Angebot als „Jetzt“-Chefredakteur bekommen?– Ist ein Doktor für den ORF-Publikumsrat eine gute Idee?– Hat wirklich jedes Skandälchen die Endung „-Gate“ verdient?– Sollte ein Polizeieinsatz im eigenen Haus nicht ein bisschen mehr aufregen?– Wie detailliert darf man als seriöses Medium über die Familie und das Umfeld des Amokläufers in Graz berichten?– Braucht das Land mehr Journalisten, die einander interviewen?
Zu den Antworten
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