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News / Was Oliver Pokorny Hubert Patterer zum Abschied sagt
Oliver Pokorny und Hubert Patterer (Foto: Kleine Zeitung)
02.07.2025   Leute
Was Oliver Pokorny Hubert Patterer zum Abschied sagt
In einem Post wendet sich der neue Chefredakteur der „Kleine Zeitung“ an den scheidenden.
Graz - Die „Kleine Zeitung“ hat eine neue Chefredaktion: Oliver Pokorny steht seit 1. Juli an der Spitze. Neben Pokorny sind Christina Traar und Wolfgang Fercher Mitglieder der Chefredaktion. Der langjährige Chefredakteur Hubert Patterer soll zukünftig als neuer Herausgeber der „Kleinen Zeitung“ fungieren und auch weiter schreiben. Zum Abschied verfasste Pokorny einen Posting-Brief an ihn. In diesem heißt es:
 
Lieber Hubert!
 
Für dich zählt Zeitungspapier, veredelt durch hochwertige journalistische Inhalte, zu den wertvollsten Rohstoffen deines Lebens. Auf eben diesem Rohstoff hast du am Sonntag deinen letzten Leitartikel als Chefredakteur der Kleinen Zeitung publiziert, ab Dienstag bist du unser Herausgeber (und wirst, so viel sei schon verraten, weiterhin für uns schreiben).
 
Als ich von der Krone zur Kleinen wechselte, wurde ich öfters gefragt, wie du so bist. Er denkt und redet so, wie er schreibt, lautete die Antwort. Auf den Grundfesten deiner erdigen und gleichzeitig schwerelos daherkommenden Bodenhaftung, deines breiten humanistischen Bildungskanons, deiner skalpellscharfen Intellektualität und deines keine Erinnerungslücken zulassenden Gedächtnisses destillierst du wie kaum jemand sonst die kontroversiellen Aggregatzustände unserer Gesellschaft in einer genuinen Sprache und machst so das Wort zum mächtigsten Handwerkszeug des Journalisten. Nicht, um dich selbstreferentiell zu behübschen, du bist beinahe restlos uneitel. Sondern um mit jedem Buchstaben ein Nachdenken, Reflektieren und Verstehen zu provozieren.
 
Vor nicht wenigen Zeugen sei hier versprochen: Die gesamte Redaktion wird versuchen, die Erfolgsgeschichte fortzusetzen, die du maßgeblich komponiert und dirigiert hast. Wie kein anderer Chefredakteur zuvor hast du die Kleine Zeitung revolutionär modernisiert. Tagtäglich, rund um die Uhr. Das ist die einzige Einheit für Zeit und journalistische Schlagzahl, die du akzeptierst und zuvorderst dir selbst abverlangst.
 
Ex-Edelfederkollege Frido Hütter hat dich vor 19 Jahren anlässlich deines Antritts als Chefredakteur als „Gailtaler Granitschädel“ kategorisiert. An deinem mittlerweile mit wallend grauer Haarpracht versehenen Charakterkopf mögen sich Kolleginnen und Kollegen mitunter ein wenig gerieben haben. Oder du dich an ihnen. Das ist gut so. Längstens ist bewiesen: Granit ist härter und wertvoller als Diamant. Und so war am Ende des Tages die Redaktion fast immer zufrieden und stolz, weil du das scheinbar Unmögliche möglich gemacht hast. Obwohl nur in zwei Bundesländern zu Hause, hast du die Kleine neben der national erscheinenden Krone zur zweitgrößten Kauftageszeitung Österreichs geformt, bei den Digitalabos gar zur Nummer 1.
 
Zeitungspapier ist für dein Leben wertvoller Rohstoff, weil du zutiefst davon überzeugt bist, dass liberale Demokratien ohne Qualitätsjournalismus nicht lebensfähig sind. Respekt und Dank dafür, dass du dich dieser Überzeugung, eine der essentiellsten Legitimationen für Journalismus, im wahrsten Sinn des Wortes so sehr verschrieben hast.
 
Als Herausgeber wirst du Hüter der Marke Kleine Zeitung sein. Wir werden viel über den genetischen Code der Kleinen diskutieren, über unsere Zukunft im digitalen Raum. Auf diese Zusammenarbeit mit dir freut sich auch dein,
 
Oliver


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