Michael Jungwirth fragt: „Fakten, Fiktion und ein erfundenes Interview – was darf Journalismus?“
Ein erfundenes Interview, ein beschädigter Ruf: Was darf Journalismus? Und wo beginnt die Lüge? Der stellvertretende Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“ geht diesen Fragen in der aktuellen „Journalist:in“ nach.
Wien - Wie mit dem „Kurier“-(Nicht-)Interview mit Clint Eastwood umgehen? Darüber denkt Michael Jungwirth in seinem Essay in der aktuellen
„Journalist:in“ nach. Darin heißt es unter anderem:
Die heimische Tageszeitung schaffte es sogar in die „New York Times“, weil das Blatt ein Interview mit Hollywood-Legende Clint Eastwood zu dessen 95. Geburtstag veröffentlicht hatte, das so nie geführt worden war. In jedem Fall empörte sich Eastwood ein paar Tage später über das „frei erfundene Interview“. Die Autorin verteidigte sich, dass sie im Laufe der Jahre Eastwood mehrfach gemeinsam mit anderen Journalisten getroffen hatte und jede Aussage verbürgt sei. Die Zitate aus verschiedenen Round-Table-Gesprächen hätten sich über die Jahre angesammelt, sie habe daraus eine aussagestarke „Best-of-Collage“ gemacht. Dass jede einzelne Aussage verbürgt sei, mag schon stimmen, doch aus x Einzelaussagen ein Interview zu formen, das in dieser Form nicht stattgefunden hat, ist schon ein starkes Stück. Ohne die genauen Hintergründe über die Entstehungsgeschichte des Artikels zu kennen, sei ergänzt, dass die Autorin unter Einbettung der Zitate einen simplen Artikel hätte verfassen können. Ein Interview wirkt freilich deutlich exklusiver als ein simpler Artikel, die Autorin ist freischaffende Journalistin und will ihre Arbeit an den Mann, an die Frau bringen. Die Causa berührt eine Frage, die zu den Tabus in den Medienhäusern gehört. Wie hältst du’s mit den Fakten? Basieren alle Reportagen, die nicht nur von Korrespondenten, sondern auch von Redaktionskollegen verfasst werden und erscheinen, auf Tatsachen? Oder wurde in dem einen oder anderen Fall nachgeholfen? Es muss nicht gleich alles erfunden werden, aber es reicht, wenn, um die Dramatik zu erhöhen, Schlagzeilen zu liefern, Ereignisse im großen Stil umgeschrieben, Passagen ausgeschmückt, gewisse Momente unter den Tisch gekehrt werden ...
Jungwirth schreibt außerdem über eigene Erfahrungen zum Thema i
n der neuen „Journalist:in“.
Must-Reads in der neuen „Journalist:in“
„30 UNTER 30“: Wer die Sprecherbranche in Zukunft prägen wird.
„SN“: Wie Karin Zauner ihren Start als CR anlegt.
„KRONEN ZEITUNG“: Vom langen Ringen zur neuen Ära.
PRAXIS: Linkedin für Journalisten
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