Wie wurde René Benko zum Thema für Sebastian Reinhart? Im Interview erklärt der „News“-Investigativjournalist, wann klar wurde, dass es sich um mehr als nur ein Wirtschaftsthema handelt.
Wien – Sebastian Reinhart recherchiert seit Jahren – gemeinsam mit Rainer Fleckl – zur abenteuerlichsten Wirtschaftspleite Österreichs. Antje Plaikner hat ihn für die
„Journalist:in“ dazu befragt. Die drei wichtigsten Antworten des „News“-Journalisten:
Wann wurde das Thema René Benko und Signa für Sie relevant?Sebastian Reinhart: Im März 2019 veröffentlichten wir die ersten Arbeiten über Benko auf der Rechercheplattform Addendum (mittlerweile eingestellt, Anm.). Seit 2017 haben uns immer wieder Personen auf Benko aufmerksam gemacht. Das Hauptargument, ins Thema einzusteigen, war für uns Benkos Übernahme der Funke-Anteile bei der „Kronen Zeitung“ und dem „Kurier“. Diese Mediendimension hat dem Ganzen aufgrund Benkos guter Beziehungen zum damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz zusätzliche politische Tragweite gegeben. Wir konnten uns dann rund zwei Monate lang mit der Firmengruppe, der zentralen Person und deren Netzwerk auseinandersetzen. Dadurch haben wir recht früh erkannt, dass da etwas nicht passen kann.
Wie erarbeitet man sich ein solch komplexes Thema?Unser Investigativ-Team bestand im Wesentlichen aus drei, vier Leuten mit verschiedenen Stärken und Interessen. Christoph Lehermayr war ein versierter Auslandsreporter, der viel in Tirol, Innsbruck und Südtirol recherchierte. Rainer Fleckl leitete die Gruppe und trug mit eigenen Quellen bei. Ich selbst habe in Untersuchungsausschüssen gearbeitet und mich auf öffentlich zugängliche Quellen (Osint) spezialisiert. Unsere Recherchen umfassten nationale und internationale Firmenbuch- und Grundbuchrecherchen, um ein Gesamtbild der Signa-Firmengruppe zu erhalten.
Wann entschied man sich zur ersten Veröffentlichung?Wir gingen an die Öffentlichkeit, als wir genug Geschichten recherchiert hatten. Bei Addendum veröffentlichten wir immer in Serien, eine Woche lang täglich ein Thema. Rainer Fleckl und Chefredakteur Michael Fleischhacker bestimmten den Zeitpunkt. Vorher gab es eine Konfrontationsphase, in der die Signa etwa zwei Wochen Zeit hatte, Stellung zu beziehen, was sie aber erst nach der Veröffentlichung tat. Dies entsprach damals der Pressepolitik der Signa.
Zum ganzen Interview
– Wie entscheidet man, wann genug recherchiert ist und man veröffentlichen kann?
– Wie sah es mit Klagen aus?
– Wie lief die Zusammenarbeit mit Rainer Fleckl nach dem Wechsel zur „Krone“?
– Wo lagen in der Recherche die heikelsten Punkte?
– Was ist aus heutiger Sicht möglicherweise zu kurz gekommen?
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