Dem ging eine Bieterschlacht voraus.
Eine deutliche Mehrheit hält die italienische Holding Media For Europe (MFE) nun an ProSiebenSat1, nämlich einen Anteil von 75,61 Prozent an der Senderkette, zu der in Österreich ATV, Puls24 und Puls 4 gehören. MFE gehört der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, diese ist bereits in Italien und Spanien aktiv und will mit ProSiebenSat1 eine europäische Rundfunk- und Mediengruppe aufbauen, wie es heißt. Dazu hat die Holding ihre Anteile seit 2019 stetig ausgeweitet.
Der aktuellen Anteils-Verteilung war zuerst eine Bieterschlacht mit PPF vorangegangen, der tschechische Investor und der italienische Medienkonzern wollten sich gegenseitig in Angeboten zur Übernahme von Anteilen übertreffen. Doch schließlich gelang es PPF nicht, ausreichend Aktionäre für die Unterstützung der eigenen Ziele zu gewinnen, so PPF in einem Statement. Somit hat man entschieden, die eigenen Anteile an MFE zu verkaufen und sich aus ProSiebenSat1 zurückzuziehen.
An den Übernahmeplänen hatte es vorab Kritik wegen der politischen Verortung der Familie Berlusconi gegeben, auch hatte der deutsche Medienstaatsminister Wolfram Weiner Sorge um die journalistische Unabhängigkeit der Sendergruppe geäußert. Auch der Deutsche Journalistenverband warnte, der Senderverbund könne „schleichend auf populistische Berlusconi-Linie getrimmt werden“. Vonseiten MFE wies man alles zurück, Pier Silvio Berlusconi, Sohn des verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten und Holding-Chef, bekannte sich zur Wahrung redaktioneller Unabhängigkeit.
Man setze auf ein lokales Angebot mit heimischer Produktion, mehr Nachrichten und mehr Unterhaltungssendungen, mehr Serien und mittelfristig weniger zugekauften Formaten, ließ man wissen. So wolle man US-Streaming-Riesen wie Netflix und Amazon Prime Paroli bieten und ein „großes europäisches Fernsehunternehmen“ aufbauen.
Sie möchten aktuelle Medien-News und Stories lesen und sich über Jobs, Top-Personalien und Journalistenpreise aus Österreich informieren? Dann bestellen Sie bitte unseren kostenlosen
Newsletter.
Sie haben Personalnews in eigener Sache oder aus Ihrem Medienhaus? Oder Ihnen ist in unseren Texten etwas aufgefallen, zu dem Sie sich mit uns austauschen wollen? Mailen Sie die Infos bitte an
redaktion@journalistin.at