Nicht als Geschäftsführer eines Großverlags, sondern einer Podcast-Schmiede – ein Signal dafür, wie sich die Medienbranche wandelt. 10 Punkte, die für Lassnig sprechen.
Salzburg/Wien – „Österreichs Journalist:in“ zeichnet Stefan Lassnig als „Medienmanager des Jahres“ aus. „Der Podcast-Pionier und Missing-Link-Chef verkörpert eine realistische wirtschaftliche Zukunft für ein neues Segment des Journalismus – als Verbinder von Bescheidenheit mit Qualität“, begründet Georg Taitl, Herausgeber von
„Österreichs Journalist:in“, die diesjährige Wahl.
Was für Lassnig spricht:
1. Sein Wechsel vom angestellten Top-Manager über die Selbstständigkeit zum Start-up-Unternehmer markiert einen zukunftsweisenden Weg: Kleinere Brötchen backen und trotzdem satt werden.
2. Wer heute einen Tausend-Kontakte-Preis von 100 bis 200 Euro erzielen kann, während der TKP bei Google im niedrigen einstelligen Bereich liegt, macht im Werbungsverkauf vieles richtig.
3. Sein Podcast-Netzwerk ist ein Beispiel für Zielgruppenansprache mit geringerer Reichweite, aber ohne dieses Kriterium zu vernachlässigen. Erst diese Kombination sichert das Geschäftsmodell.
4. Der vergleichsweise späte Start 2018 war für Österreich offenbar der genau richtige Zeitpunkt. Nur wenige Jahre zuvor sind hier einige Podcast-Initiativen von Early Adopters gescheitert.
5. Journalistisch anspruchsvolle Projekte über medienadäquate Dienstleistungen querzufinanzieren, erinnert an den Gründermythos von Printmedien und ihrer Inserate. Ein neues Verlegertum.
6. Mit der akademisch fundierten Mehrfachqualifikation als Jurist und Betriebswirt in Kombination mit Erfahrungen als Medienmanager und Journalist ist er der beste Botschafter seines Modells.
7. Sein pointierter Social-Media-Einsatz – vor allem Bluesky, Instagram und Linkedin – mag manch potenziellen Auftraggeber abschrecken, dient aber dem Marken-Image und Community-Building.
8. Das breite Spektrum seiner Auftraggeber spricht für sich: Es reicht von Podcast-Kollegen wie Andreas Sator über Journalismus-Kunden wie Christian Nusser bis zur Parlamentskorrespondenz.
9. Er hat sein Netzwerk wie eine Arche Noah für Qualitätsjournalismus positioniert und schuf einen Anknüpfungspunkt für entsprechende Aussteiger aus dem etablierten Medienbetrieb.
10. Die globale Beachtung des „Dunkelkammer“- Beitrags von Edith Meinhart über die Nonnen von Goldenstein ist die bisher größte Aufmerksamkeit für einen aus Österreich kommenden Podcast – getragen vom Dreierteam Michael Nikbakhsh, Edith Meinhart und Christa Zöchling.
Die Auszeichnung wird jährlich an eine Führungskraft im österreichischen Medienmanagement vergeben, die durch ihre Tätigkeit die Grundlage für Journalismus fördert und damit zugleich einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leistet. „Guter Journalismus braucht zwingend gutes Management – gerade jetzt in diesen fordernden Zeiten. Das wollen wir mit dieser Auszeichnung deutlich machen und zugleich die Arbeit eines außergewöhnlichen Medienmanagers wertschätzen“, erklärt Georg Taitl.
Zum ausführlichen Porträt über Stefan Lassnig von Peter Plaikner.Vita
Stefan Lassnig (50) stammt aus Tirol und hat an der Universität Innsbruck Studien der Rechtswissenschaften mit dem Doktorat und der Betriebswirtschaftslehre mit dem Magisterium abgeschlossen. Parallel dazu sammelte er ab 1998 beim regionalen Monatsmagazin „Echo“ journalistische Erfahrungen. Der ausgewiesene Wacker-Innsbruck-Fan fiel dabei vor allem durch investigative Artikel rund um den skandalträchtigen FC Tirol auf – „die größte Pleite der heimischen Sportgeschichte“.
Nach Gerichtsjahr und Zwischenspiel als Verwaltungspraktikant im Amt der Tiroler Landesregierung wurde er Vorstandsassistent der Moser Holding, wechselte dann in die Geschäftsführung ihrer „Bezirksblätter“ und wurde nach deren Fusion mit der „Woche“ aus der Styria Media Group ein Vorstand des Joint Ventures – der Regionalmedien Austria. In den fast fünf Jahren seiner Führung konnte die RMA ihre digitale nationale Reichweite auf fast 21 Prozent nahezu verdoppeln.
Ein Intermezzo bei der „Neuen Zürcher Zeitung“ bescherte ihm im Sommer 2017 die Leitung des internationalen Verkaufs und eines Projekts zur Neuausrichtung der entsprechenden Organisation. Den Grundstein zur Selbstständigkeit legte er noch im selben Jahr mit der SL Strategieberatung e. U. Der Schritt zum Unternehmertum folgte 2018 als geschäftsführender Gesellschafter der Missing Link Media, des wahrscheinlich größten österreichischen Podcast-Netzwerks. Lassnig hält dort heute 65 Prozent der Anteile, „Kleine Zeitung“-Digitalchef Sebastian Krause 5 Prozent, die Aethos Media von Stergios Prapas 30 Prozent. Missing Link wiederum ist mit 50 Prozent an DasKollektiv Medien beteiligt, unter deren Dach die Podcasts „Dunkelkammer“ und „Ganz offen gesagt“ sowie die Website podcastradio.at angesiedelt wurden. Michael Nikbakhsh, der „Dunkelkammer“-Macher und Ex-„Profil“-Ressortleiter, hält die weiteren Anteile dieser Firma.
Die bisher Ausgezeichneten2003: Horst Pirker, Styria
2004: Harald Knabl, „NÖN“
2005: Eva Dichand, „Heute“
2006: Oliver Voigt, News-Verlag
2007: Wolfgang Vyslozil, APA
2008: –
2009: Reinhold Gmeinbauer, „Presse“
2010: Horst Pirker, Styria
2011: Gerlinde Hinterleitner, standard.at
2012: Rudolf A. Cuturi, „OÖN“
2013: Markus Breitenecker, Puls 4
2014: Peter Kropsch, APA
2015: Alexander Wrabetz, ORF
2016: Gerhard Riedler, Mediaprint, „Kronen Zeitung“
2017: Markus Breitenecker, Puls 4
2018: Clemens Pig, APA
2019: Gerold Riedmann, „VN“
2020: Markus Mair, Styria
2021: Herwig Langanger, Rainer Nowak, „Die Presse“
2022: Gerhard Valeskini, „Kronen Zeitung“
2023: Maximilian Dasch, „Salzburger Nachrichten“
2024: Roland Weißmann, ORF
Must-reads in der aktuellen „Journalist:in“:
– KÜNDIGUNGSWELLE: Ein Kahlschlag geht durch Österreichs Redaktionen
– BYE-BYE, JOURNALISM: Warum unsere Autorin Carina Bauer den Journalismus verlässt
– HIDDEN STARS: Wer Österreichs Redaktionen am Laufen hält