Ökologisch, sozial, journalistisch: Martina Madner über die Zukunft von „Businessart“
Die neue Chefredakteurin will das Wirtschaftsmagazin mit ökologischer Expertise und sozial nachhaltigen Lösungen weiterentwickeln – kritisch, praxisnah und gesellschaftlich engagiert. Drei Fragen.
Wien – Martina Madner übernimmt die „Businessart“-Chefredaktion. Sie ist Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, Moderatorin, Politikwissenschafterin und Autorin des Buchs Bevor der Tod uns scheidet. Frauen, die sich von Gewalt in der Familie befreit haben. Sie war Redakteurin bei der „Wiener Zeitung“, dem „Wirtschaftsblatt“, beim „Format“ und dem feministischen Magazin „An.schläge“. Als Selbstständige hat sie unter anderem für den „Standard“ und die „Presse“ geschrieben. Die
„Journalist:in“ stellt Sie im Fragebogen vor. Die drei wichtigsten Antworten:
Was hat Sie motiviert, die Chefredaktion der „Businessart“ zu übernehmen?„Die ‚Businessart‘ bleibt nicht bei der Kritik an Missständen hängen, sondern liefert den Leserinnen – die Leser meine ich natürlich auch – zusätzlich Ideen, wie man es besser machen kann. Nicht theoretisch, sondern Innovatives, das bereits in der Unternehmenspraxis funktioniert, auch in Österreich, auch in der Industrie, die klarerweise große Mengen an Ressourcen verbraucht. Wienerberger hat zum Beispiel den weltweit größten industriellen Elektro-Ziegelofen entwickelt. Statt mit Erdgas wird er mit erneuerbarer Energie betrieben und senkt damit den CO2-Austausch bei der Ziegelproduktion um 90 Prozent. Oder Magdas-Hotel, wo man sieht, dass man erfolgreich, zugleich klimafreundlich und sozial nachhaltig mit den Ausbildungsplätzen für Geflüchtete wirtschaften kann. Beides ist doch einfach großartig.“
Welche Verbindung hatten Sie bisher zum Thema Nachhaltigkeit?„Mir hat es nie ausgereicht, nur zu berichten, was kommt, sondern immer zu fragen, warum kommt das, wie wirkt es sich aus und was bedeutet es im Zusammenspiel mit anderen Dingen. Also die Frage: Was verändert sich damit nachhaltig? Meine sozialen und wirtschaftlichen Analysen zur Armut, zum Arbeitsmarkt oder dem Steuersystem waren bislang vermutlich sichtbarer als die ökologischen. Dabei waren die Klimakrise, der Ausstieg aus der Atomkraft oder Gas, der Gütertransport, Ökosteuern, Abfall- oder Energiewirtschaft und was die Unternehmen tun, natürlich auch Thema in meinen Texten.“
„Businessart“ ist ein etabliertes Nischenmedium. Was wollen Sie bewahren – und was verändern?„Was jedenfalls bleibt, ist die ökologische Expertise im Magazin und die grundlegende Frage: Was trägt zu einem guten Leben und Wirtschaften für alle bei? Was ich darüber hinaus einbringen möchte, sind Antworten auf soziale Fragen oder auch Zusammenhänge: Es gibt kaum etwas in der Klimakrise oder den Maßnahmen dagegen, das keine sozialen Auswirkungen hat. Gibt’s einen guten Werksverkehr zwischen dem Betrieb und zu Hause, spart man teure, umweltschädliche Autokilometer. Öffi-Verkehr ist gut fürs Klima, aber auch für Jugendliche, Ältere und Menschen, die sich kein Auto leisten oder fahren können.“
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