Als neuer Chefredakteur des „Trend“ plant er die mulitimediale Zukunft des österreichischen Wirtschaftsmagazins.
Für die Printausgabe von „
Wirtschaftsjournalst:in“ hat Antje Plaikner den neuen Chefredakteur interviewt. Hier ein Auszug:
Der „Trend“ ist 55 Jahre alt. Sie selbst begannen vor 28 Jahren als freier Mitarbeiter und sind jetzt Chefredakteur. Richten Sie den Klassiker österreichischer Wirtschaftsmagazine neu aus?
Das Bewährte werden wir selbstverständlich nicht über Bord werfen. Der Markenkern bleibt bestehen und definiert weiterhin laut unserem Claim als Medium „For Business Leaders“. Dabei geht es nicht nur um Bilanzzahlen, sondern auch um große Porträts, Interviews und immer mehr um die Einordnung internationaler wirtschaftlicher Zusammenhänge. Die Digitalisierung allerdings ermöglicht uns beispielsweise unser Newsletter-Programm ausbauen, den CEO-Podcast weiterzuentwickeln und Künstliche Intelligenz gezielt als Werkzeug zu nutzen.
Was ist bei den Newslettern zu erwarten? Im Gegensatz zu anderen Medien sind Sie hier bislang karg ausgestattet.
Wir setzen im Digitalen verstärkt auf Abend-Newsletter, die sich bewusst von den vielen morgendlichen Newslettern abheben, und werden dieses Angebot künftig noch stärker an unseren Communitys, wie beispielsweise Rechtsanwälte oder KMU, anpassen. Perspektivisch werden diese Angebote auch kostenpflichtig werden müssen, um finanzierbar zu bleiben.
Wird das auch für Podcasts gelten?
Ja, das gilt auch für Podcasts: Wenn das Angebot qualitativ und regelmäßig ist sowie eine Fanbase findet, werden auch Bezahlmodelle denkbar. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, denn wir sind im Umbruch. (...)
Titel der Kolumnen sind beispielsweise: „Die Entzauberung des roten Robin Hood“ oder „Szenen einer Machtprobe“. Wie viel Politik verträgt eigentlich ein Wirtschaftsmagazin?
Der „Trend“ hat immer Wirtschaftspolitik thematisiert. Wirtschaft und Politik lassen sich nicht trennen. Was im Wirtschafts-, Finanz-, Infrastruktur- oder Forschungsministerium passiert, ist hochrelevant für unsere Leserschaft. Gerade in bewegten Zeiten sehen wir, dass politischer Content bei uns extrem gut nachgefragt wird, verfügen auch über harte Daten dazu, dass Leute auf unserer Website auch politische Informationen suchen. Das wird im Printmagazin gespielt – und ist im erwähnten Podcast zu hören.
(…)
Blicken wir inhaltlich zurück: Wie beurteilen Sie im Nachhinein den Umgang mit René Benko und dem Fall Signa?
Wir haben René Benko und die Signa schon früh in der Berichterstattung begleitet. Immer wenn es um unternehmerische Expansion ging, haben wir über ihn und seine Projekte und deren Finanzierung geschrieben. Im Nachhinein hätte man früher auf Warnzeichen reagieren sollen. Wir haben über Benko stets kritisch-freundlich berichtet.
„Trend“ hat Benko im Jahr 2019 immerhin zum „Mann des Jahres“ gekürt. Was haben Sie daraus gelernt?
2019 war ein starkes Expansionsjahr, allerdings hätte man die Zeichen sehen können. Aber: Wir vertrauen in diesem Fall oft auf das Gespür von Investoren, die auf bestimmte Projekte setzen. Und wenn man diese Liste betrachtet, lautete unsere journalistische Einschätzung: Wenn so viele Profis in ihrer Einschätzung klar sind, ist unser Risiko auch nicht allzu groß, ihn zum Mann des Jahres zu machen. Es gibt allerdings immer warnende Stimmen, auch bei erfolgreichen Projekten. Unsere Lehre ist, die Frühwarnsysteme zu stärken, genauer hinzuschauen, um Risiken rechtzeitig zu kommunizieren.
Kann „Trend“ überhaupt investigativer arbeiten oder ist das mit der schlanken Mannschaft nicht möglich?
Der „Trend“ an sich war nie ein Investigativmedium, auch wenn wir in manchen Bereichen investigative Geschichten bringen. Unsere Leserschaft erwartet von uns auch anderes. Sie will Praxisbezug, das bedeutet beispielsweise Information zu Home-Office-Regeln oder zum KI-Einsatz bei Personal-Recruiting. Der Trend ist nutzwertiges Wirtschaftsmagazin und kein journalistisches Enthüllungsmedium.(...)
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